Amiga1000 gegen Amiga3000 - Ein (nicht ganz) ernstzunehmender Vergleich von Jörg Herz Die Amiga-Baureihe nimmt innerhalb der Gesamtheit der Microcomputer sicher einen besonderen Rang ein, was die Aufrüstbarkeit und Zukunftskompatibili- tät betrifft. Bei keinem anderen Computer ist es so leicht, wie beim Amiga, den Computer aufzurüsten, und damit ihn immer auf dem neuesten Stand der Computertechnik zu halten. Das offene System des Amiga (alle wichtigen Bauteile sind gesockelt), sowie die Anpassungsfähigkeit des Betriebssystems an den verwendeten Prozessor (was es sonst bei nur sehr wenigen Betriebssystemen gibt) und nicht zuletzt die sehr aktive Rolle der Hardware-Drittanbieter machen es dem Anwender leicht, seinen Computer nach individuellem Bedarf zur Mini-Workstation auszubauen, die so manchem 30000-Mark-Gerät das Wasser reichen kann. Beim Amiga 1000 sieht die Situation zwar nicht ganz so rosig aus, wie bei seinen Nachfolgemodellen, es existieren aber immer noch genug Hardware- erweiterungen, um den 1000er zumindest zum Pseudo-A3000 aufzurüsten. Und das zu einem Preis, der noch unter dem momentanen Neupreis des A3000 liegt. Was unterscheidet nun den A3000 vom Amiga1000 ? Zuerst einmal wäre da das 32-Bit-Konzept, das auf der Verwendung des Motorola 68030 beruht. Dieser Prozessor kann, je nach Ausführung mit 16 oder 25 MHz getaktet werden. Die 16-Mhz-3000er-Version besitzt als Co- prozessor den 68881, während die 25-Mhz-Version den (schnelleren) Copro 68882 benutzt. Sowas gibt's natürlich auch für den A1000. Das neue, externe Kupke- Turboboard besitzt einen 16-MHz-68030 mit 68881 und 2 MByte 32-Bit-RAM. Kostenpunkt: voraussichtlich 1498 DM. Der Grafikchip Denise wurde für den A3000 um weitere Modi erweitert, wie den Super-Hires-Modus oder den Productivity-Modus. Da der neue Denise mit dem Alten pinkompatibel ist, dürfte man ihn auch im A1000 verwenden können. Kosten: 159 DM. Einige der neuen Grafikmodi setzen allerdings einen Flickerfixer mit VGA- Anschluß voraus. Ein solcher kostet für den A500 (auch im 1000er ver- wendbar) 498 DM. Der neue Super Fat Agnus im A3000 kann bis zu 2 MByte Chipmem adressieren - mit der Roßmöller 2-Mbyte-ChipRAM-Karte kann unser 1000er das auch. 398 für die Karte, 199 für den Super Fat Agnus und 199 für 2 MByte Chip- RAM in 4MBit-Technologie macht 796 DM. Und weil wir vom neuen Kickstart 2.0 so begeistert sind, setzen wir uns für 69 DM noch ein Kickstart-ROM in den Sockel auf der Karte. Eine Echtzeituhr ist übrigens auch drauf. Nun hat der A3000 auch noch eine eingebaute Festplatte mit 40 oder 100 MByte Kapazität (Zugriffszeit: 19 ms). Eine (externe) 40 MByte-Platte für den A1000 kostet mit Controller und Gehäuse etwa 998 DM. Die Abrechnung So, jetzt wollen wir mal sehen, was uns unser A1000/3 im Vergleich zum "echten" 3000er so kostet. Als Vergleichspreis habe ich den Preis für einen 16-40-3000er zugrundegelegt, und zwar den Ladenpreis, nicht den Commodore-Vorschlagspreis (der liegt nochmal 1000 Mark höher). Amiga 1000/3 Turboplatine mit 16-MHz 68030, 68881 und 2 MByte 32-Bit-RAM 1498 DM ECS-Denise 159 DM Flickerfixer 498 DM 2 MByte Chipmem - Platine 398 DM 2 MByte ChipRAM 199 DM Super Fat Agnus 199 DM Kick-2.0-ROM (angenommen) 69 DM 40 MByte- Platte (19 ms) 998 DM ======= Summe: 4018 DM Fazit Amiga 3000 (16 MHz, 40 MByte-Platte) Momentaner Ladenpreis mit 2 MByte RAM (1 MByte Chip, 1 MByte Fast) : 3999 DM Amiga 1000/3 Gesamtpreis mit 4,5 MByte RAM (2 MByte Chip, 2,5 MByte Fast) : 4018 DM Die für den Betrieb der neuen Grafikmodi benötigten Multiscan-Monitore sind bei beiden Rechnungen nicht aufgeführt. Ebenfalls nicht aufgeführt ist der Preis für einen 1000er in Grundaus- stattung, weil alle die das hier lesen, sowieso einen 1000er haben. Der Preis für das Kick 2.0-ROM orientiert sich nach dem momentanen Preis eines Kick 1.3-ROMs, da die Betriebssystemversion 2.0 noch nicht auf ROM erhältlich ist. Alle anderen Zahlen basieren auf den Preisen von tatsächlich erhältlichen Hardwareerweiterungen. Da nicht zu erwarten ist, daß die RAM-Preise auf unter 20 DM pro 2,5 MByte fallen, ist ein aufgerüsteter A1000 damit günstiger als ein neuer A3000. Ich muß natürlich einräumen, daß der Vergleich von vornherein ein wenig hinkt, weil der 3000er ein durchgehendes 32-Bit-Bussystem hat, während sich die 32 Bit beim 1000er nur auf den Prozessor, den Copro und das 32-Bit-RAM auswirken, während beim 3000er auch noch andere Bauteile davon profitieren, einschließlich der Festplatte. Der A3000 ist außerdem ein abgestimmtes Gesamtsystem, während ein zu- sammengesetzter A1000/3 möglicherweise (aber nicht zwangsläufig) mit Kompatibilitätsproblemen der einzelnen Hardwarekomponenten untereinander zu kämpfen hätte. In Zukunft jedenfalls werden sich sowohl die Preise für den A3000 als auch die Preise für die genannten Hardwarekomponenten noch nach unten ent- wickeln. Als Fazit lässt sich sagen, daß der A3000 schon eine beeindruckende Maschine ist, allerdings sind die Unterschiede zu seinen Vormodellen nicht so groß, als daß sie nicht aufzuholen wären (und das mit einem 1000er). Und schließlich und endlich wäre da ja noch die Optik. Der A3000 sieht zwar schon wesentlich besser aus als seine beiden Vorgänger, aber noch lange nicht so gut wie ein 1000er. Wer nicht das Geld hat, sich auf einen Schlag viertausend Mark aus der Tasche ziehen zu lassen, der ist mit einer Teilaufrüstung seines A1000 sowieso besser bedient.