Wirges, 15.11.91 Ein persönlicher Bericht von der Amiga'91 in Köln von Jörg Herz Hallo, 1000er-Freaks ! Hier ein kurzer Bericht von meinen persönlichen Eindrücken von der Amiga'91. Wer nicht da war, kann sehen was er ver- paßt hat, wer auch da war, kann entweder zustimmend nicken, wenn er was liest, was ihm bekannt vorkommt oder mir einen bösen Brief schicken, wenn er etwas ganz anders gesehen hat, als ich. Samstags morgens um Acht ging es los. Ich hatte mich mit Michael Wodtke und einigen anderen Amiga-Besitzern verabredet und so fuhren wir mit zwei Autos in Richtung Köln. Um 9 Uhr 15 standen wir schließlich vor den Messehallen, in denen das Spektakel stattfand. Im Vergleich zum letzten Jahr war das Ergattern einer Karte und der Einlaß in die "heiligen Hallen" ohne lebensgefährliche Ver- letzungen zu überstehen, vor allem deshalb, weil genügend Kassen aufge- baut waren, um die Menschenschlangen davor schnell abzufertigen. Das geräumige Foyer des Hallenkomlexes bot auch einigen Leuten mehr oder weniger bequeme Sitzgelegenheiten, was mich ebenfalls positiv einstimmte. Wir trennten uns erstmal mit der Vorgabe, uns um 12 Uhr im Foyer wieder- zutreffen, damit jeder erstmal seine persönlichen Einkäufe erledigen konnte. Auf meiner Liste stand eine stattlichen Anzahl von Firmen und Personen, die ich im Laufe des Tages treffen wollte. Aber zuallererst wollte ich meine Einkäufe tätigen. Eine SCSI-Festplatte stand zualleroberst auf meiner Einkaufsliste. Also klapperte ich nacheinander folgende Firmen ab, um die gesuchte Platte zu erwerben: Kupke, FSE, MacroSystems. Bei Kupke teilte man mir mit einem Bedauern mit, daß die SCSI-Platten für den A1000 alle schon am Vortag verkauft worden seien. Naja, dachte ich mir, es gibt ja noch andere Firmen. Ich steckte also meine Golem- Turbokarte ein, die ich mir besorgt hatte, und versuchte es bei Macro- Systems. Der nette Herr am MacroSystems-Stand konnte mir zwar nach und nach sowohl den externen Controller für den A1000 als auch eine Quan- tum LPS52 herbeischaffen, leider fehlte aber das Gehäuse mit Netzteil, so daß ich mich höflichst verabschiedete. Am Stand von FSE teilte man mir dann mit, daß die am Stand angepriesene 105-MByte-SCSI-Platte zu einem Superpreis von 1198,- DM leider nicht für den A1000 am Stand verfügbar sei. Scheibenkleister ! Wenigstens die Turbo-Karte hatte ich ohne Umstände bekommen. Mittler- weile (es war etwa 10 Uhr) hatten sich die Hallen schon ganz beträcht- lich gefüllt. Ich entschloß mich also, mich noch ein wenig nach Soft- ware umzusehen, schließlich wollte ich noch AmigaVision, Reflections- Animator und Viruscope einkaufen, außerdem erhoffte ich mir ein Update von DPaintIII auf DPaintIV. Daraus wurde natürlich nichts. Nicht nur, daß Markt&Technik einen grade- zu lächerlich kleinen Stand hatte, noch nicht mal der Reflections- Animator war dort verfügbar, weder die alte noch die Version2. Einen Update-Service am Stand gab es natürlich auch nicht (Zitat einer der M&T-Leute: "Wo kämen wir denn da hin ?"). Ich frage mich, wo die vielen kleineren Firmen hinkommen, die an ihren Ständen ganz selbstverständlich Updates ihrer Software anbieten. Nach Amiga-Vision suchte ich dann eine ganze Zeit lang vergebens. Die Zeit wurde knapp und deshalb war ich froh als ich das Teil dann endlich (für eine exorbitante Summe) bei VGL erwerben konnte. Entsprechend irgendeiner Ableitung von Murphys Gesetz sah ich das Programm dann fünf Minuten später für knapp die Hälfte des Preises... Ich war sowieso froh, daß ich noch pünktlich um 10 Uhr 30 am Commodore- Stand (bei den CDTV-Geräten) ankam, wo ich mich mit einigen von Euch verabredet hatte. Nachdem ich knapp 10 Minuten dort herumgelaufen war, ohne daß sich mir jemand zu erkennen gegeben hätte, habe ich mich dann verzogen, es wurde schließlich auch ziemlich eng dort. Als nächstes wollte ich eigentlich mal einen Blick in die Hallen werfen, die der Unterhaltungssoftware (sprich: Spiele) vorbehalten waren. Leider war das Gedränge bereits so groß, daß ich dieses tollkühne Vorhaben schließlich aufgab und mich auf eine andere Aufgabe konzentrierte: Ich sollte eigentlich für Randall Walter ein Gespräch mit den Leuten bei A+L führen. Hoffnungslos ! Ich schaffte es gerade noch, ein paar Prospekte der besagten Firma an mich zu bringen. Um halb Zwölf kämpfte ich mich dann zurück ins Foyer, wo die anderen teilweise schon eingetroffen waren und ziemlich mitgenommen aussahen. Eigentlich wollte ich mir ja auch noch einen Viruskiller besorgen, damit ich (und das Diskettenmagazin) in Zukunft von bösen Überraschungen ver- schont bleiben. Da einer der Anderen auch noch daran interessiert war, stürzten wir uns nochmal ins Gedränge, während die Anderen sich nach Kickstart-Umschaltplatinen umschauen wollten. Der Andrang war in der Zwischenzeit so groß, daß man an manchen Stellen nicht mehr aus freien Stücken die Bewegungrichtung bestimmen konnte - man wurde einfach mitgeschwemmt. Nach einigen unfreiwilligen Richtungs- änderungen (die Masse wollte einfach nicht in die Richtung in die wir wollten) kamen wir schließlich unbeschadet am Stand von Maxon an und kauften uns die neue Version 1.6 von Viruscope. Zurück im Foyer erstand ich mir noch ein Eis zu dem üblichen exorbitanten Messepreis, da Imbiß und Restaurants im Moment überfüllt waren. Während wir auf den Rest unserer Truppe warteten, hatte ich Gelegenheit, die gesammelten Werke (Prospekte) in meiner Commodore-Tüte etwas zu sortieren. Um 13 Uhr kamen die anderen aus den Hallen zurück. Zwei von ihnen trugen- oh Wunder !- ziemlich schwere Kartons durch die Gegend. Wie wir erfuhren, hatte Commodore kurz vorher bekanntgegeben, daß OS2.0 ab sofort verfügbar sein sollte, worauf ein ungeheurer Rush auf den Commodore-Stand einsetzte. In den Kartons befand sich also OS2.0 in einem ROM, vier oder fünf Disketten (Workbench,Fonts,Drucker, ARexx etc.) und ein gigantisches Ringordnerhandbuch. Die gierigen Blicke, die uns daraufhin von einigen Umstehenden zugeworfen wurden, bezogen sich eindeutig auf diese Kartons. Um kurz vor Zwei hatten wir dann endlich genug von der Messe und setzten uns Richtung Parkplatz ab. Was hat die Messe nun gebracht ? Diese Frage zu beantworten ist nicht ganz einfach. Mir persönlich hat sie eine Turbokarte, ein wenig Software und einige Prospekte eingebracht. Außerdem hatte ich den Eindruck, daß alles noch eine Spur hektischer war, als im letzten Jahr. Es war auch eindeutig "mehr los". Das lag wohl vor allem an den ganzen Neuankündigungen, die auf der letzten Messe nicht zu sehen waren (CDTV, A500+, OS2.0). Für Leute, die nur Einkaufen wollten, war die Messe sicher ein Gewinn, es gab Preisnachläße bis zu 20 % auf Hard- und Software. Allerdings hätte man für einen Einkaufsbummel schon Freitags kommen müßen: Am Samstag waren viele Teile schon vergriffen. Wer sich die Neuigkeiten auf dem Amigamarkt ansehen wollte, war sicher auch gut bedient, soweit er in dem Gedränge überhaupt was gesehen hat. Wenig hat die Amiga'91 wohl dem gebracht, der mal ein ruhiges Gespräch mit einem Hard-oder Softwareentwickler führen wollte. Das war nur kurz nach Öffnung der Tore noch möglich. Schon gut eine Stunde später waren die Hallen so voll, daß jedes Gespräch in Streß ausartete. Hier noch eine knappe Liste einiger bemerkenswerter Produkte, die ich auf der Messe gesehen habe. Die Firma FSE aus Kaiserslautern bietet SCSI-Festplatten für den A1000 an, die einen RAMerweiterungs und einen Turbokartensteckplatz auf dem Controller besitzen in den Größen 52 und 105 MByte für 898,- bzw. 1178,- Die Auslaufmodelle (AT-Bus-System mit 40 MByte Quantum) gab's schon für 748,- DM komplett. Bei Kupke gab's das 68030-Turboboard mit 68882 und 2 MByte (Erfahrungs- bericht siehe Hardware-Ordner). ICD bot die AdSpeed-Karte (14 MHz 68000 mit 32 KByte Cache) und die FlickerFree-Videokarte für den A1000 an. Bei Supersonic Imports gab es einen 1000er mit PhoenixBoard zu sehen. Diese Firma hat auch den Import dieser Austauschplatine übernommen. Näheres darüber im Hardware-Ordner. Roßmöller zeigte das Tastatur-Interface Tast-Amiga, das seit seiner Ankündigung leicht im Preis gestiegen ist, sowie einen ziemlich fahr- lässig umgebauten 1000er. Laut Messeprospekt sollen auf der angekündigten ChipMem-Platine Kick1.3 und Kick2.0 Platz finden, außerdem soll die Kick- start weiterhin von Diskette ladbar sein - wenn das Teil je ausgeliefert wird ! Ein ziemlich perverses Produkt wird von CompTec angeboten: Die erste Amiga-Emulation für den PC ! Das Teil ist ziemlich groß und beherbergt all die schönen Sachen, die sich die Amiga(1000)- Besitzer schon seit langem wünschen: 68000 mit 14 MHz, 2 MByte ChipRAM, ECS-Agnus und Hires- Denise, Kick1.3 oder OS2.0, Flickerfixer, PC-Slot (???). Was zum Teufel soll das ?? Nicht nur, daß man den A1000-Besitzern die besten Neuerungen vorenthalten will, man stellt sie auch noch den un- würdigen PC-Clone-Besitzern zur Verfügung ! Apropos Umbau: Es gab auch die Erweiterung von Intercomp zu sehen, mit der man einem 500er die A2000-Steckplätze verschaffen kann. Das Gerät kostet 500 Mäuse (ohne Netzteil) und kann in ein Towergehäuse ver- frachtet werden. Das Teil wird über ein Kabel an den Expansionsport an- geschlossen. "Na Prima ! Dann kann man das Teil ja problemlos am 1000er anschließen !" Denkste ! Es müssen nämlich einige Signale an Denise, Paula und Garry abgegriffen werden und letzteren besitzt unser bestes Stück leider nicht. Allerdings dürfte eine Modifikation für den A1000 auch nicht allzu aufwendig sein. Wenn man die Vertriebsfirma kräftig genug nervt, könnte man vielleicht einiges über die notwendigen Modifikationen erfahren. Einen alternativen Anbieter von Kickstart-Umschaltplatinen für den 1000er habe ich leider nicht ausmachen können. Ich habe in dem Messetrubel vielleicht einiges übersehen, aber das war nicht zu vermeiden. Ideal wäre es, wenn irgend jemand von uns bei der nächsten Messe Eintritt am Händlertag hätte. Dann kann man sich nämlich in Ruhe umsehen und auch mal mit den Hardwareherstellern reden (auch über den Amiga1000 !). Ich bin mir sicher, daß die meisten gar nicht wissen, wieviel Bedarf nach A1000-Hardware noch besteht. Jörg Herz