AdSpeed - die etwas andere Lösung Die halbe Amiga-Welt befindet sich im Turbotaumel, durch den Blätter- wald rauschen die Jubelrufe "68030 !" , "25-MHz-Rechenknecht !", "32-Bit- Power !", "superschnell!", aus dem Amiga wird eine "Workstation" und was nicht alles mehr... Schaut man ein bißchen dahinter, so wird sehr schnell klar, daß es mit der "Workstation" nix ist, will man nicht ein Schweine- geld investieren und wenn man das will, ist man mit einer Sun-Sparc- Station eh gleich besser bedient. Was bleibt also? Das sind einerseits die relativ teuren 68020/030-Boards, die zudem nicht mit jeder Software laufen (bzw. umgekehrt), ein Problem, an dem ich auch gerade rumdoktere; anderer- seits gibt es seit einiger Zeit Teile, die auf der ganz normalen 68000ender 16-Bit-Technik basieren, die einigermaßen preiswert sind und die den un- schätzbaren Vorteil haben, zu nahezu jeder (!) Software kompatibel zu sein. Fazit ist also ein ganz normaler Amiga, nur eben schneller und das ohne jeden Schnickschnack. So ein Teil, nämlich das Adspeed von der Firma ICD in Heusenstamm, habe ich mir auf der Amiga-Messe in Berlin zugelegt. Um es gleich zu sagen: Mir ist bis jetzt ein (!) PD-Spiel untergekommen, das nicht läuft und es gibt Schwierigkeiten mit der XT/AT-Karte (im 2000ender eines Freundes). Ansonsten ist das Ding einfach super: Sowohl hard- als auch softwaremäßig an- und abschaltbar , läuft es mit gemütlichen 14komma- irgendwas MHz und verrichtet seinen Dienst zu meiner völligen Zufrieden- heit. Um auch die Zahlenfreaks zufriedenzustellen: Ich habe das Teil mit dem Programm "Benchtester" von LaMonte Koop (PD) getestet, es handelt sich hier um verschiedene Tests der Rechengeschwindigkeit wie z.B. "WritePixel" oder "Sort" und ähnliche; die durchschnittliche Performance im Vergleich zu einem normalen 2000ender liegt bei immerhin 190 % ! Zum Vergleich: Das 68030/68882er-Board von Kupke bringt es da (mit fastrom cache burst on und 32-Bit-Speicher) auf gerade mal etwas mehr als 400%. (Eigentlich war es ja mein Ziel, einen A 1000 zu haben, der für Spezialanwendungen -z.B. Mandelbrotbilder etc.- mit der 68030-CPU arbeitet, und im "Normalbetrieb" eben mit der 14-MHZ-68000-CPU). Den größeren Ärger habe ich im Moment ein- deutig mit dem Kupke-Board (Platte läuft nicht, das Ding stürzt dauernd ab etc.). Hingegen mit dem Adspeed läuft z.B. Beckertext II im WYSIWYG-Modus mit absolut zufriedenstellender Geschwindigkeit (Scrollen von mehreren Seiten Text beispielsweise). Auch graphische Sachen sind deutlich schneller (Mandelbrotberechnungen o.ä.), wenn auch nicht in dem Maße wie mit 68030. Was mir allerdings am meisten imponiert, ist, daß alle (!) gängigen Sachen (Aufbau von Windows etc.) mit einem 68030iger-Board nicht (!) noch schnel- ler werden, d.h. das Verhältnis CPU-Geschwindigkeit zu der der Custom-Chips ist mit dem AdSpeed fast ausgereizt. Bleibt zu sagen, daß ICD auch noch sehr kundenfreundlich ist: Besagter Freund mit seinem 2000ender hatte sich außer dem AdSpeed noch eine 105er-SCSI-Platte von ICD zugelegt und das lief nicht zusammen. Zunächst gab es eine ausführliche telephonische Beratung seitens ICD, und, als das nichts half, hat mein Freund anläßlich eines Ausflugs nach FfM seine ganze Kiste dorthin gebracht und es stellte sich heraus, daß der Fehler im Motherboard des 2000enders begründet lag. Die fälligen Lötarbeiten, die ICD durchführte, wurden nicht in Rechnung ge- stellt! Service, oder? Zum Schluß: Das AdSpeed ist leider im Vergleich zu anderen 68000-Turbos sehr teuer, was einerseits an der SMD-Technik liegt, in der es gefertigt ist, andererseits ist es mit je 16 kB Data-/ Instructions-Cache und einem omonösen "Write-trough-Cache" ausgerüstet. Ich würde, wenn jemand der Mund wässrig geworden ist, empfehlen, das Teil unbedingt auf einer Amiga- Messe zu kaufen. Der Preisnachlaß liegt dann bei gut 20 - 30 %, was bei einer Sammelbestellung lockerst die Bahnfahrkarte hereinspielt! PS: Ein kleines Wort noch zur Dokumentation: Diese ist in Englisch, dafür aber ausgesprochen ausführlich (8 Seiten) und erklärt den Einbau in ALLE (wirklich in ALLE???) Amigas und auch die Software zum An- und Abschalten ist im Quellcode (C) dokumentiert. Wolfgang Czepan <>