- Fritz Bluhm - Kreuzstraße 14 - 5300 Bonn 3 - 12.02.92 - Hallo A1000-User, hallo Jörg, ich hatte im Herbst 91 in einem Amiga-Magazin von der Grün- dung einer 1000er-Interessengemeinschaft gelesen. Die Idee fand ich gut, so etwas fehlte schließlich in einer Medien- landschaft, die Power-Tower-Turbo-Propaganda als oberste Überlebensmaxime im Kampf um Kunden im stets umfangreicher werdenden Blätterwald auf ihre Fahnen geschrieben zu haben scheint. Da schreibst du hin, da machst du mit, war mein erster Ge- danke. Nun, bekanntlich liegen Wunsch und Wirklichkeit bisweilen weit von einander entfernt. Beruflich und privat zu dieser Zeit ziemlich ausgelastet, habe ich denn auch zunächst die Sache nicht weiter verfolgt. Zudem war ich der festen Über- zeugung, daß sich massig Leute auf die Anzeigen melden wür- den. Nachdem ich wieder einigermaßen Luft hatte, habe ich Ende Januar 92 an Jörg geschrieben und um Informationsmaterial gebeten. Vielen Dank für Deine ausführliche und anschauliche Antwort, Jörg. Erstaunt war ich allerdings über die Zahl von ca. 74 Usern, die sich bisher - nur - für den Club interessiert haben sollten. Also sechs Disks und Rückporto für die bisher erschienenen 1000er-DiskMags in den Umschlag und ab an die IG damit. Nach Erhalt die DiskMags bis nachts halb drei quergelesen. Als Fazit meiner ersten Eindrücke drängt sich förmlich die Vermutung auf, daß die Vernachlässigung der 1000er-User bzw. -Besitzer durch Printmedien und Hardwareanbieter diesen selbst zuzuschreiben ist. Wenn ich mich nicht einmal selbst für meine Belange interessiere, wie will ich dann dieses Interesse von anderen verlangen? So wie das Angebot die Nachfrage regelt, so bestimmt letztendlich auch die Nach- frage das Angebot. Für unsere Interessengemeinschaft sollte klar sein: Da wir die wohl zur Zeit einzige Vereinigung sind, die sich spezi- ell um den 1000er-Fortbestand sorgt, wird so mancher Außen- stehende (sei es Redakteur, Händler, Soft- oder Hard-Ent- wickler) das Echo, welches sich auf Jörgs Gründungsaufrufe eingestellt hat bzw. noch einstellen wird, zum Gradmesser für die Zukunftsperspektive hinsichtlich seiner Produkt- palette und seines Verkaufs- und Preisgebarens bezüglich 1000er-Besitzern machen. Ich habe echt damit gerechnet, daß sich zwischenzeitlich hunderte, wenn nicht gar tausende User gemeldet hätten, die nun endlich sich und ihre computermäßigen Belange durch eine zahlenstarke - und damit, lobbyistisch gesehen, einfluß- starke - Interessengemeinschaft vertreten sehen wollten. Pustekuchen - eine Handvoll Cracks hält das Ding am Laufen, einige "Interessierte" sind sich offensichtlich noch nicht ganz darüber klar geworden, ob und in welcher Form sie mit- machen sollen. Ganz von denen zu schweigen, die auch das neueste DiskMag rechts in ihren 1000er eingeführt haben und sich mal wieder über die paar Freaks amüsieren, die ihre Zeit an eine Idee verschwenden, von der sie zwar im Grunde auch profitieren wollen, für die sie aber nicht einmal eine kurze Interessengemeinschafts-Interessenbekundungsmeldung an Chairman Jörg übrig haben. Das kann doch wohl nicht wahr sein, daß man sich von den Breitseiten der Fachpresse so hat weichklopfen lassen, daß mann/frau sich nicht einmal mehr an derartigen, von vitalen Absichten getragenen, notwendigen Veranstaltungen beteiligen will. Bestes Beispiel (falls es bessere gibt, schreibt sie fürs nächste Mag!) ist doch der Umgang einiger Hard-Anbieter mit den 1000er-Kunden (siehe Zuschrift im Hardware-Ordner des letzten Mags). Haben die es evtl. nicht mehr nötig, sich mit der Randgruppe der 1000er-Kunden abzugeben? In Amerika gibt es bekanntlich Verbraucherschutzverbände, für die solche Fälle von Kundenverarsche ein gefundenes Fressen wären - jeder ramponiert halt sein Image, so gut er kann. Ein netter Brief von einer 5000 Mitglieder zählenden IG mit der freundlichen Mitteilung, daß - aufgrund wiederholter Unstim- migkeiten - die Mitglieder zukünftig auf andere Anbieter zurückzugreifen sich genötigt sähen, würde evtl. auch im betreffenden Hause Wirkung zeigen und dort einige Lötkolben für andere Aufgaben freisetzen. Ein anderer Aspekt einer mitgliederstarken Interessenvertre- tung wäre natürlich der, daß ein Hardwareteil nach den Wün- schen der Mitglieder entworfen werden könnte und man dann einen Lieferanten sucht, entweder bekannte Anbieter um Ange- bote bittet oder das Projekt in einschlägigen Zeitschriften ausschreibt. Bei 1500 zu verkaufenden Einheiten und Option auf Nachzüglerbestellungen (die Nichtmitglieder erst gar- nicht berücksichtigt, die bei einem günstigen Angebot auf den Zug aufspringen werden) würde sich mancher Händler darum reißen, interne Ersatzplatinen zu bauen oder steck- bare Erweiterungsboxen zu kreieren, die ohne Schlosserar- beiten passen (Einbau im Preis inbegriffen wäre natürlich noch besser, die Konkurrenz schläft nicht) bzw. ohne Kom- patibilitätsprobleme laufen. Es graust einen ja schon, wenn man daran denkt, zur Aufrüstung etliche Tausender aufwenden zu sollen, und sich dann erkleckliche Zeit durch Einschrän- kungen oder Unverträglichkeiten stehlen zu lassen bzw. in Kauf zu nehmen genötigt sieht. Bekanntlich schmiert das System mit Vorliebe dann ab, wenn man es am wenigsten ge- brauchen kann. Apropos System: Meinen 1000er (512K ChipMem PAL) habe ich seit Februar 87, mit Monitor 1081 (mono, steckerbastelmäßig an Stereoverstärker anschließbar) habe ich 2.600 Deutsch- Mark hingelegt bei Milan in Krefeld (war der einzige, der noch einen abholbereit hinstellen konnte, hatte den ganzen Vormittag die 68000er durchtelefoniert). Ein NEC P6 (incl. 1000er-Kabel) für 1.299,- von Vobis mußte auch noch her. Kupke bot schon damals mit das Beste an Peripherie an, also kam kurz darauf noch ein 3,5er GolemDrive für 369,- dazu. Da man sich bisweilen stark zusammenzureißen hatte, um nicht ewig Speicherplatzprobleme zu bekommen (schließlich ist der Amiga eine MultiTasking-Maschine), mußte im Februar 88 noch eine GolemBox mit 2MB FastRam für 998,- her, die ich mir persönlich bei Kupke in Dortmund abgeholt habe (sauberer Laden, hatte ich den Eindruck, aufgeräumt und durchorgani- siert, positive Atmosphäre), die junge Dame im Büro, die mich bediente, mußte erst noch aus dem Mantel, denn kaum hatte sich das Morgengrauen etwas gelichtet, fiel ich in das Unternehmen ein - anschließend nach Hause und die Box angesteckt (mehrmals gekickstartet, die rote Kontroll- leuchte wollte nicht angehen, beruhigt und nachgedacht, Workbenchanforderung abgewartet [was interessiert auch den KickStart die Bespeicherung], aha, Leuchte brennt, WB lädt ein, erhebendes Lesen der Meldung von 2Meg400K_undirgendwas f r e e), nun ja, das sind Tage, von denen der AmericanEx- pressUngarnHochzeitsFahrer behauptet, es seien unvergeß- liche! Aber zurück zur IG. Meiner Meinung nach dürfte doch jeder der gemeldeten Interessenten etwas aus seinem bisherigen Computeristen-Dasein zum besten zu geben haben. Wenn ich das richtig sehe, so beansprucht die IG nicht, ein elitäres Spitzengremium zu bilden, sondern es sollen sich Betroffene zusammenfinden und - beispielsweise behelfs des DiskMags - miteinander kommunizieren, Lösungshilfen anbieten, Erfah- rungen austauschen, Warnhinweise(!) geben (siehe Hardware- Ordner) usw. Es kommt natürlich entscheidend darauf an, welche Motiva- tion die einzelnen Mitglieder zur IG brachte. Wer sich ein "Sesam-öffne-Dich"-Erlebnis erhofft hat, meinetwegen hinsichtlich Hard- und Soft-Beschaffung, der mag sich natürlich desillusioniert in seinen Schmollwinkel zurück- zuziehen entschlossen haben. Andererseits läßt sich auch vorstellen, daß der absolut abgefahrene SuperFreaker mit seiner Auffassung nach banalen Problemchen nicht (mehr) frequentiert werden möchte. Ich denke, auf permanent Passive und notorische Besserwisser kann die IG locker verzichten. Nicht verzichten kann die IG aber auf unsere Beiträge - auf welcher Stufe der Professionalität auch immer - zum DiskMag. Könnte ja sein, daß etliche Mitmachwillige abge- schreckt werden weil sie glauben, daß hier im DiskMag lediglich die SuperTips&Tricks gefragt oder einige Gurus (tschulligung) zur Belehrung des staunenden Restes auf- gerufen sind. Dem ist aber wohl gerade nicht so. Ich würde mich als "fortgeschrittenen Anfänger" bezeichnen (wenn das der richtige Ausdruck für jemanden ist, der sich irgendwie weiterzuhelfen weiß, falls der Amiga mal nicht direkt so will wie man selbst). Der 1000er-PD-Serie gebe ich keine großen Chancen (sorry), zahlenmäßig an andere Produkte heranzukommen, es sei denn, Ihr anderen IGler seid die TopProgrammierer. Das dürfte das Selbstverständnis der IG aber nicht im geringsten belasten, schließlich sind die meisten PD-"Serien" auf Zusammenstel- lungen aus anderen Serien aufgebaut (von einem Taifun bliebe nicht einmal ein laues Lüftchen, würde man alle Fremd-Prg aussortieren, ein Poseidon würde zur Kaulquappe usw.). "PublicDomain in Deutschland" ist eh ein Thema für sich - gewußt wie (man die User zum Kauf bespielter Datenträger animiert - hast Du schon ein Abonnement oder nicht, das ist hier die Frage). Die restriktive Prämisse, vorwiegend Eigenproduktionen aufzunehmen, wird also eine hemmungslose Aufblähung der Serie verhindern, was nur zu begrüßen ist. Das war`s für diesmal, bis demnächst, Grüße an alle IGler! <>