Roßtal, 21.02.1992 Erfahrungsbericht über das Videobackup-System von SUPERFORMANCE ( seit Februar hat INTERCOMP den Generalvertrieb übernommen ) von Heinz Edelmann Ihr werdet Euch jetzt wohl fragen, was hat ein Videorekorder mit einem Computer zu tun. Nun, einerseits kann man mit Hilfe eines Computer seine Videos, die man gefilmt hat, professioneller aussehen lassen, indem man sie z.B. mit einen Vorspann und/oder Nachspann versieht. Man kann den Videorekorder aber auch als Zusatzgerät für den Computer verwenden. Dies ist bei dem Videobackup-System von SUPERFORMANCE der Fall. Wie der Name schon sagt, ist es ein System, womit man Backup's von z.B. Harddisks aber auch von ganz normalen Disketten auf Video machen kann. Wie funktioniert das aber ? Viele von Euch, die vor dem Amiga einen C-64 hatten, kennen bestimmt noch die gute alte Datasette. Hier wurden die Daten auf normale Tonbandkas- setten gespeichert. Im Prinzip funktioniert das Videobackup-System genau- so. Nur im Gegensatz zur Datasette, wird als Datenaufzeichnungsverfahren, nicht mit Tönen sondern mit Bildsignalen gearbeitet. Die Bits und Byts werden hier im Speziellen in Schwarz und Weiß Signale umgewandelt und dann zum Videorekorder geschickt, wo sie dann auf Band gespeichert werden. Nun aber zunächst einmal zur Hardware: Die ganze Hardware besteht eigentlich nur aus einem Modul, daß an den Video-Port des Amigas gesteckt wird. Der Video-Port ist natürlich durchge- führt, so daß man hier den Monitor wieder anschließen kann. Das Modul ist sehr klein gehalten: Nur ca. 5x4x2cm groß. Es sieht eigentlich nur wie ein etwas langgezogener Stecker aus, der aber Vorn und Hinten einen Anschluß besitzt. Von diesem Modul geht einerseits ein Anschluß ab, den man mit dem seriellen Port verbinden muß. Dieser Stecker ist zwar für den seriellen Port des A500, A2000 oder A3000 konzipiert (25 Pol. Sub-D Buchse). Er kann aber mittels eines Adapters (25 Pol. Sub-D Stecker an 25 Pol. Sub-D Steck- er), der mitgeliefert wird, auch an den A1000 angeschlossen werden. Dies ist so einfach möglich, da nur 4 Pins benutzt werden. Dies sind laut Hand- buch: Pin 2 (TXD), Pin 3 (RXD), Pin 5 (CTS) und Pin 7 (GND). Und diese Be- legung ist bei allen Amigamodellen gleich. Andererseits geht vom Modul aber noch zwei weitere Kabel ab, die ca. 3m lang sind und an ihren Enden je einen Chinch-Stecker besitzen. Diese Stek- ker muß man nun mit dem Video Ein- und Ausgang des Videorekorders verbin- den. Hat der Videorekorder keine Chinch-Buchsen für den Video Ein- und Ausgang, dann muß man sich entweder einen handelsüblichen Adapter auf Scart-Buchse, die ja heutztage an jedem Videorekorder zu finden sind, kaufen (ist leider im Lieferumfang nicht dabei). Oder für diejenigen, die sich lieber so einen Adapter selber bauen möchten, ist eine Bauanleitung im Handbuch vorhanden. Die Installation ist dann sehr schnell erledigt: - Monitokabel abziehen - Modul aufstecken - Monitorkabel hinten wider drauf stecken - Stecker an seriellen Port anschließen - Chinch-Stecker direkt oder mittels Adapter an den Videorekorder anschließen fertig ! Probleme kann es geben, wenn der serielle Port schon belegt ist. Dann ist man wohl oder übel gezwungen, jeweils die Stecker umzustecken. Nun aber zur Software: Im Lieferumpfang des Videobackup-Systems befindet sich nur eine Diskette. Auf dieser Diskette befinden sich mehrere Programme. Dies sind : - DiskSpeed 3.1 Dieses Programm wird zur Geschwindigkeitsmessung der Harddisk oder Floppy benutzt. Aus den erhaltenen Daten muß man dann einen Korrektur- fakor berechnen. Dieser wird benötigt, um den Unterschied zwischen der Schreib- und Lesegeschwindigkeit des Devices auszugleichen. - VScan Dieses Programm ermöglicht eine Überprüfung des Datenweges und dient zur Ermittlung des optimalen "Referenzwertes". Der Computer sendet dabei Farben aus dem kompletten Farbspektrum des Amigas an den Recorder und vergleicht dabei die gesendeten mit den empfagenen Werten. Die nun opti- male Farbe (vom jeweils verwendeten Equipment Videorekorder - Computer abhängig) wird als Zahlenwert ausgegeben und muß dann im Hauptprogramm eingegeben werden. - Video-BackupV2.x Dies ist das Hauptprogramm und liegt zur Zeit als V2.1 vor. Hier kann man Fileweise die Programme auf Video speichern und wieder zu- rück schreiben. Das Programm läut unter Kick V1.3 wie auch unter Kick V2.0. - Video-Backup_Phys Mit Hilfe dieses Progrmmes wird das verwendete Device (HD oder Diskette) Trackweise ausgelesen und auf Video gepeichert. Dies hat den Vorteil, daß man z.B. Backups von Disketten mit Spielen machen kann, denn hier muß ja die ganze Diskette abgespeichert werden. Die Bedienung des Hauptprogrammes: Nach dem Starten des Programms öffnet sich ein Fenster auf dem Workbench- Screen. Hier bekommt man leider einen kleinen Dämpfer als Besitzer/in eines A1000. Hier escheint nämlich die Meldung: "Sparmodus, zu wenig Chip- Ram". Dies bedeutet aber zum Glück nur, daß das Programm ansatt mit 4 nur mit 2 Bildschirmfarben (Schwarz und Weiß) arbeitet. Dies kann man, meiner Meinung nach, aber verschmerzen, obwohl ich nicht verstehen kann, warum das Programm so viel Chip-Ram braucht, denn das Programm an sich ist nur 64688 Bytes lang. Da ich eine 2 MByte Golem-Rambox besitze kann es also nicht daran liegen, daß es nicht genug Speicher zu Verfügung hätte. Dies ist aber wirklich das einzige Manko, das es für den A1000 gibt. Die Bedienung des Programmes gestaltet sich sehr einfach. Man klickt ein- fach mit Hilfe der Maus die einzelnen Gadgets an. Als allererstes muß man nun den Korrekturfanktor (s.o.) und den Referenzwert (s.o.) eingeben. Danach muß man dann den zu speichernden Datenpfad angeben (z.B. dh0:). Als nächstes muß ausgewählt werden, worauf die Verzeichnisstruktur abgespei- chert wird. Das Programm schreibt nämlich die Verzeichnisstruktur nicht mit auf Video, sondern auf ein davon unabhängiges Medium (Diskette). Es werden nur die reinen Daten auf Video gespeichert. Nach Eingabe aller Daten gelangt man dann in den Selektierbildschirm. Hier wird das komplette Verzeichnis des gewählten Devices angezeigt. Man kann nun auswählen, ob man alle Files, oder nur solche Files ab einem gewissen Datum, oder nur solche Files, bei denen das Archiv-Flag nicht gesetzt ist, speichern möchte. Man kann aber auch durch einfaches Anklicken die Files auswählen. Hat man alle Programme ausgewählt, die man speichern möchte, dann kann man auswählen, ob man entweder ein Backup, ein Verify oder ein Restore beabsichtigt. Wählt man nun als erstes Backup an, dann erscheint erstmal eine Sicher- heitsabfrage: 1. Habe ich alles richtig eingestellt ? 2. Sind alle Kabel angeschlossen ? 3. Befindet sich eine beschreibbare Kassette im Videorekorder ? 4. Ist der AV-Kanal angewählt ? 5. Ist das Device bereit ? Nun muß man am Videorekorder die Aufnahmetaste betätigen und ein paar Se- kunden warten, damit das Band gleichmäßig läuft. Nun klickt man im Fenster der Sicherheistabfrage das "Weiter" Gadget an. Der Bildschirm wird nun einfarbig, d.h. daß der Backupvorgang beginnt. Ist das Backup fertig, dann erscheint ein Auswahlfenster, das anzeigt, ob schwerwiegende Fehler aufgetreten sind (z.B. Unterbrechung der Steckver- bindung). Sind solche Fehler aufgetretn, dann muß das Backup wiederholt werden. Ansonsten kann man nun ein Verify der Daten veranlassen, indem man auf das Verify Gadget klickt. Man muß nun die Kassette zum Anfang der Aufnahme zurückspulen und auf Wiedergabe schalten. Nach bejaen der Sicherheitsab- frage wird der Bildschirm wieder einfarbig und der Computer beginnt mit dem Verify. Nach Beendigung erscheint wieder ein Auswahlfenster, worin nun aber alle Fehler angezeigt werden die aufgetreten sind. Die Software ist so konzi- piert, daß sie viele Fehler selbst korrigieren kann. Ist aber ein unkorri- gierbarer Fehler aufgetreten, dann muß man das Backup nochmal von Vorne beginnen. Das Restore gestaltet sich genauso wie das Verify, nur daß hierbei die Da- ten wieder auf das Device zurückgeschrieben werden. Wie daß bei einem Bandlaufwerk nun einmal der Fall ist, muß das Programm aber, wenn man ein ganz bestimmtes File zurückschreiben möchte, dieses erst einmal suchen um es zurückschreiben zu können. Es dauert also genauso lang, wenn man das kompette Backup zurückschreiben möchte, wie wenn man nur ein File zurückschreiben möchte. Aber nun erstmal zur Datensicherheit. Laut Handbuch kann man jeden Videorekorder verwenden, der einen Video Ein- und Ausgang (FBAS) besitzt. Das heißt, daß man, von einem uralten bis hin zu einem ultramodernen Rekordern, alle zum Backup verwenden kann. Dies kann ich nur voll und ganz bestätigen. Ich besitze nämlich einen ca. 10 Jahre alten Sharp VHS und einen 6 Monate alten Universum VHS Videorekorder mit Einmeßcomputer (Baugleich zum Akai VS-600E). Bei beiden funktionierte das Backup wunderbar. Es traten zwar beim alten mehr Fehler auf als beim neuen, das Programm konnte aber alle Fehler korrigieren. Was heist, daß das Backup genausogut war, denn es konnten ja alle Fehler korrigiert wer- den. Die einzige Vorraussetzung, im Bezug auf Video, sind 'gute', möglichst neue HG Videokassetten. Alte schon mehrere male bespielte Kassen (Marke: Fuji E-240 SHG) machten bei mir doch schon einige Schwierigkeiten. Obwohl man bei den Videoaufnahmen vom Fernsehen keine Fehler feststellen konnte, zeigte das Backup-Programm mehrere unkorrigierbare Fehler an, d.h. daß sie unbrauchbar für ein Backup sind. Fabrikneue Kassetten machten dagegen nicht so viele Probleme. Hierbei war aber auch auf einer neuen Fuji E-240 SHG ein unkorrigierbarer Fehler vor- handen. (Dies soll aber in keiner Weise ausdrücken, daß diese Kassetten schlecht wären. Ganz im Gegenteil. Für Fernsehaufnahmen sind sie hervor- ragend.) Desweiteren hab ich noch eine Sony E-180 V PRO-X (28,-) getestet. Diese Kassette ist zwar sehr teuer, aber die Ergebnisse waren einfach optimal. Es traten keinerlei unkorrigierbare Fehler auf. Außerdem war die Anzahl der korrigierten Fehler nur ca. 1/10 von denen mit der Fuji. Insgesammt kann ich, von meinem System aus, sagen: Umso besser die Kassette, desto sicherer ist das Backup. (Dies heißt aber nicht, daß billigere Kassetten nicht genausogut laufen. Man muß halt nur möglichst viele Kassetten testen und dann die raussuchen, die mit dem eigenen Rekorder das beste Ergebnis liefert. Bei mir ist es halt gerade die Sony.) Als nächstes möchte ich auf die Kapazität eingehen: Laut Werbung der Firma Superformance sollen über 300 MByte Daten auf eine E-180 Kassete passen. Dies währen also 1.67 MByte/Minute. Diesen Wert erreiche ich nicht ganz. Bei mir werden nur ca. 1 - 1.2 MByte/Minute abge- speichert. Dies ergibt aber immerhin noch eine Kapazität von ca. 220 MByte (Auf E-240 Kassetten passen dementsprechend mehr Daten drauf. Die bessere Qualität liefern aber E-180 Kasseten.). Nun zur Geschwindigkeit: Wie oben schon erwähnt, ist die 'Schreibgeschwindigkeit' bei mir ca. 1 MByte/Minute. D.h. wenn ich ein Backup von meiner gesamten Harddisk (80 MByte) mache, dann dauert das also nach Adam Riese 80 Minuten. Bedenkt man, daß man wenn möglich noch ein Verify machen sollte, dann verdoppelt sich natürlich die Zeit. Es sind dann also 160 Minuten oder 2 Stunden und 40 Min. Viele werden nun sagen daß das ja ewig dauert. Einerseits stimmt dies zwar. Wenn man aber bedenkt, daß man 1. beim Backup- und Verifyvorgang nicht dabeibleiben muß 2. daß man nicht mit Unmengen von Disketten arbeiten muß und 3. daß man, ohne großen Arbeits- bzw. Materialaufwand 2 oder mehrere Backups auf eine Videokassete erstellen kann dann wird mann schnell merken, daß der Zeitaufwand zwar groß aber vertret- bar ist. Dies führt uns auch gleich zum finanziellen Standpunkt: Hierbei ist das Video-Backup einfach unübertroffen. Stellen wir einmal einen Kostenvergleich auf: Sagen wir einmal, jemand besitzt eine 50 MByte Festplatte. Würde dieser jemand ein Backup auf Disketten machen, dann bräuchte sie/er ca. 60 Dis- ketten dazu. Im billigsten Falle (bei Verwendung von Markendisketten) müßte sie/er dann ca. DM 90,- bezahlen. Die reinen Anschaffungskosten für das Backup-System belaufen sich auf DM 119,- (Ja, Ihr habt richtig gelesen. Es sind wirklich nur DM 119,-) Eine sehr gute Marken-Videokassette (Sony E-180 V PRO-X) kostet DM 28,- Setzen wir ausserdem voraus, daß dieser jemand schon einen Videorekorder besitzt (was ja wohl heutzutage fast überall der Fall sein wird). Dann würde dies zwar bedeuten, daß sie/er mit Disketten billiger davonkom- men würde. Spätestens aber bei einem zweiten Backup würde das Video-Backup billiger sein, denn hier müßte kein weiteres Geld ausgegeben werden. Im Gegenteil, sie/er könnte sogar zum 1. Backup noch mindestens 3 weitere auf die eine Kassette speichern. Ganz abgesehen von dem umständlichen Hantie- ren mit den vielen Disketten. Auf den Punkt gebracht: Je mehr Daten man zum Abspeichern hat, desto billiger ist das Video-Back- up. Bei Datenmengen von 100 MByte aufwärts ist das System sogar konkur- renzlos billig. Kein anderes Medium kann ihm hierbei momentan das Wasser reichen. Zusammenfassung: - Die Hardware des Videobackup-Systems ist einfach zu installieren. - Die Software ist leicht zu bediehnen und trotz ihrer Einfachheit äußerst zweckmäßig. - Die Datensicherheit ist bei Verwendung von guten Marken-Videokassetten absolut gewährleistet. - Die Kapazität von 220 MByte Daten pro E-180 Videokassette ist hervorragend. - Die Geschwindigkeit ist zwar nicht sehr hoch, aber bei solchen Daten- mengen absolut vertretbar. - Der Preis des Video-Backups ist einfach unübertroffen. Mein Wertung also: Absolut empfehlenswert ! Noch ein Tip für denjenigen, der sich das System gekauft hat: Macht kein Backup von der kompletten Harddisk auf einmal. Teilt die jeweiligen Daten immer in bis zu 10 MByte große Blöcke auf. Denn wenn wirklich einmal ein unkorrigierbarer Fehler auf der Videokassette sein sollte, dann braucht man nur den jeweiligen Block noch einmal abzu- speichern. Dies kann Zeiteinsparungen von ein paar Stunden zur Folge haben. Außerdem dauert das Auffinden von bestimmten Files nicht ganz so lang, denn wie ich oben schon erwähnt habe, muß das Hauptprogramm ja das ganze Backup durchsuchen, um zu dem gewünschten File zu gelangen. Dies kann, je nach Backuplänge, auch zu doch erheblichen Zeiteinsparungen führen.