Bericht zum Treffen der Hardware-Ecke am 23.05.92 in Neu-Isenburg diesmal von Jörg Herz Am Samstag, 23.05. war das zweite offizielle Treffen der Hardware-Ecke bei Randall Walter in Neu-Isenburg angesagt. Zum ersten Mal war ich auch dabei und möchte Euch hiermit darüber informieren, was so alles besprochen wurde. Doch erst einmal die Liste der anwesenden, bzw. angemeldeten Personen: Randall Walter (Gastgeber und Vorsitzender der Hardware-Ecke) Herr Bender (Mitarbeiter der Firma Commodore, als Privatperson) und ein Begleiter Joachim Büchse (Mitinhaber der Firma SSI, Vertrieb des Phoenix-Boards) Alexander Peter (Mitglied der Hardware-Ecke) Ralf Potschuray (Besitzer der Roßmöller-2MByte-Chipmem-Erweiterung) und ein Begleiter André Voget (Programmierer des Magazin-Programmes "LOOK", Ehrenmitglied) Jörg Herz (Herausgeber des Disk-Mags, Vorsitzender) Kurzfristig hatte Bernd Monzel abgesagt, Arno Scholten war erwartet worden, traf dann aber doch nicht ein. Nach einer einstündigen Fahrt trafen André und ich dann Samstag nachmittags bei Randall ein. Jo Büchse und Alexander Peter waren schon da, während die anderen Teilnehmer noch auf sich warten ließen. Auf fast allen verfügbaren Tischen standen zerlegte oder intakte 1000er und Sidecars herum. Nur in einer abgelegenen Ecke fristete ein nackter 500er sein kümmerliches Dasein (Randy: Der gehört meiner Frau...). Für das körperliche Wohl der Anwesenden war überreichlich gesorgt worden. Sowohl Getränke als auch belegte Brötchen waren von Frau Walter bereitge- stellt worden, wofür ich mich auf diesem Wege herzlich bedanken möchte. Anfangs wurde von dem Angebot nur zögernd Gebrauch gemacht, doch mit zu- nehmender Dauer der Sitzung stellte sich der Hunger ein und ich glaube, daß nicht viel übrig geblieben ist. Jo Büchse hatte seinen 1000er mit eingebautem Phoenix-Board mitgebracht, der allgemeine Bewunderung auslöste (2MByte ChipMem, OS2.0, Kick1.3 und Quantum 105 MByte-SCSI in einem A1000 sieht man ja auch nicht alle Tage). Auch Alexander Peter hatte sein Gerät dabei und berichtete von seinen Pro- blemen, Kickstart 1.3 auf EPROM in seinen PAL-1000er einzubauen. Rein theoretisch hätte alles funktionieren müssen, aber der Amiga weigert sich standhaft, das zu tun, was man von ihm erwartet (was ja nichts neues ist). Mit der Zeit trudelten dann auch die restlichen Teilnehmer ein, und es entwickelten sich Gespräche über folgende Themen, deren Inhalt ich an- schließend kurz zusammenfassen möchte: - Commodores Produktpolitik (A3000, A600, A4000 (??)) - Unterstützung von Commodore für Softwarehersteller - Dumpingpreispolitik verschiedener Computerhändler - Roßmöller-2MByte-Chipmem-Erweiterung - Maßnahmen zur Erhöhung der Popularität der IG A1000 - Hardware-Rabatte für die Interessengemeinschaft Die Anwesenheit von Herrn Bender beeinflußte natürlich die Themenwahl erheblich, schließlich war hier für die meisten Anwesenden die erste Ge- legenheit, mit einem Commodore-Mitarbeiter ernsthaft zu reden und so ergab sich also als erstes Thema die Produktpolitik von Commodore, die vielen Amiga-Besitzern als sehr seltsam erscheint. Die Entwicklung des A600 wurde fast durchgehend scharf kritisiert. Der A600 ist von Commodore wohl auch nur als Einsteiger-Computer gedacht. Ein weiterer, möglicher Einsatzbereich wurde von Jo vorgebracht: der 600er eignet sich hervorragend als Demo-Computer zum Mitnehmen (sozusagen ein "Quasi-Laptop"). Die Festplatte kann dazu dienen, einen Haufen Demos und Programme zu speichern, ohne mit dem Gerät eine eigene Diskettenbox herumzuschleppen. Auch die geringen Abmessungen kommen dieser Anwendung entgegen. Laut Auskunft von Herrn Bender verkauft sich der A3000 übrigens in der Zwischenzeit besser (was am gefallenen Preis und dem inzwischen ent- wanzten Betriebssystem liegen dürfte). Beliebte Themen waren natürlich der nächste Amiga und das Betriebs- system 3.0. Hier war zu erfahren, daß die im Augenblick kursierende ß-Version noch meilenweit von der Fertigstellung entfernt ist. Sie soll in der endgültigen Version möglicherweise nicht mehr auf den "alten" Amiga laufen (was sich auch aus der hohen Versionsnummer schließen läßt), da für den nächsten Amiga (wie immer er auch heißen mag) Hardware-Fähigkeiten erwartet werden, die durch besondere Teile des Betriebssystems unterstützt werden müssen. Im Raum schwebten so begrüßenswerte Dinge, wie durchgehender 32-Bit-Bus, 24-Bit Farbtiefe, Custom-Chips, die mit Prozessortakt laufen, 8-Kanal-16Bit-Sound u.a.. Leider konnte uns Herr Bender keines dieser "Gerüchte" bestätigen (verständlich, wer zeigt schon gerne frühzeitig das Ass im Ärmel). Ich bin mir aber ziemlich sicher, daß uns Commodore diesmal nicht enttäuschen wird - das wäre nämlich das Ende von Commodore. Weiterhin war zu erfahren, warum Commodore für die Entwicklung profes- sioneller Software keine Unterstützung leisten kann. Laut Herrn Bender ist es in der "professionellen" Software-Branche üblich, für die Umsetzung eines Produktes vom PC auf einen anderen Computer (z.B. auf den Amiga) vom Computerhersteller (in diesem Fall Commodore) eine größere Geldsumme zu fordern (die leicht fünfstellig werden kann), die Commodore (verständlicherweise) nicht zu zahlen bereit ist. Frühere Erfahrungen, mit Software, die im Auftrag von Commodore entwickelt wurde, verliefen ziemlich negativ, so daß die Firma auch von dieser Methode Abstand genommen hat. Über dieses Thema kamen wir dann auf die allgemein schleche Unterstützung der Käufer durch den Hersteller zu sprechen, worauf uns dann erklärt wurde, daß Commodore in Deutschland nur über 200 Mitarbeiter verfügt, während der Mitarbeiterstab der Konkurrenz (z.B. IBM) in die Tausende geht. Aus diesem Grund wurde auch die Commodore-Hotline stillgelegt. Es ist ein- fach nicht möglich, bei der Produktvielfalt, die Commodore momentan her- stellt (vom 286-PC über den C64 bis zum A3000), mit nur wenigen Leuten eine effektive Beratung aufrechtzuerhalten. Zu schaffen macht Commo anscheinend auch die Dumping-Preis-Politik einiger Hardware-Anbieter. Als Beispiele wurden verschiedene Kaufhausketten, sowie ein Anbieter im Norden genannt. Es ist schwer, den Preis für einen A3000 zu rechtfertigen, wenn bestimmte Firmen z.B. einen A2000 mit OS2.0 und HiRes-Denise für knapp über 1100 DM anbieten. Es wurde auch der begrenzte Einfluß des Herstellers auf die Preispolitik der Vertreiber deutlich (auch wenn sie sich "Commodore-Systemhändler" nennen dürfen). Aus den Höhen der Computer-Vermarktungs-Strategie zurück, ging es an- schließend um das Roßmöller-ChipMemory-Board, seine Gegenwart und Zukunft. Ralf Potschuray berichtete über seine immensen Schwierigkeiten beim Einbau des Boards, was hauptsächlich darauf zurückzuführen war, daß die beiliegende Anleitung haarsträubend falsch war. Nachdem er, mit Hilfe einiger hardware- erfahrener Mitstreiter, herausgefunden hatte, was geändert werden mußte, und diese Änderungen in die Tat umgesetzt hatte, funktionierte das Board zufriedenstellend. Es gibt allerdings immer noch Probleme mit der auf dem Board befindlichen Echtzeituhr. Das bestellte Kick2.0-ROM war bis dahin auch noch nicht geliefert worden. Über die Zukunft des ChipMem-Boards war auch nichts näheres zu erfahren. Gerüchte, nach denen der Entwickler des Boards sich von der Firma Roß- möller gelöst hat, konnten weder bestätigt noch widerlegt werden. (Bemerkung: eine entsprechende, schriftliche Anfrage an die Firma Roß- möller läuft momentan.) Schließlich kam das Gespräch auf den (noch) relativ geringen Bekanntheits- grad der IG A1000 und Maßnahmen, wie diesem Mißstand abgeholfen werden könnte. Herr Bender und Jo Büchse erklärten sich bereit, unsere Adresse, sowie Infos der IG auf verschiedene Netze, bzw. in diverse Mailboxen zu bringen, zu denen sie Zugang haben. Außerdem wurde eine Anzeigen- kampagne in einer großen Amiga-Zeitschrift angesprochen. Allerdings müßte zu diesem Zweck ein Spezial-Preis ausgehandelt werden, da die üblichen Preise der Zeitschriften für entsprechend große Anzeigen (halb- oder ganzseitig ??) jenseits von Gut und Böse liegen (zumindest aber unbezahl- bar bei einem Beitrag von 15 DM/Jahr). Herr Bender wollte sich außerdem darum kümmern, daß wir von diversen Hardware-Händlern (z.B. Kupke) bei entsprechender Abnahme Rabatte erhalten. Vielleicht könnte eines der Mitglieder durch Gewerbeschein auch Händler- status bekommen und dadurch einen verbilligten Einkauf ermöglichen. In jedem Fall ist es nötig, daß wir wissen, wieviele Mitglieder die Absicht haben, in diesem Jahr Hardware zu erwerben und welche Hardware gefragt ist. Nur dann ist es möglich, an die entsprechenden Händler heranzutreten. Zu diesem Zweck gibt es ab diesem Monat eine Umfrage (siehe auch Allgemeines/ Sammelbestellung !). Nachdem es draußen schon langsam dunkel geworden war, verabschiedete sich der Großteil der Anwesenden um die Heimfahrt anzutreten. Zurück blieben Jo Büchse, André Voget, Randy Walter und ich. Während Jo und André ein ausgedehntes Gespräch über die Programmierung des Magazin- Programms (unter anderem über die zukünftige C-Version) führten, ver- einbarten Randy und ich, daß ich ihm in den folgenden Tagen meine Roß- möller-FastRAM-Erweiterung und meine FSE-Festplatte, incl. Controller zuschicken würde, damit er die Kompatibilität mit dem Phoenix-Board testen konnte. Jo hatte nämlich freundlicherweise seinen Phoenix-1000er für eine Woche zum Testen dagelassen. Den vorläufigen Testbericht findet Ihr in diesem Ordner. Einige Ergebnisse von Andrés Gespräch mit Jo könnt Ihr schon in diesem Magazin sehen. Weitere werden in der C-Version zu finden sein. Einige Anmerkungen von Jo verschafften uns außerdem Einblick in die Pro- bleme, die man als Hardware-Vertreiber bekommen kann, wenn man den etablierten Computerzeitschriften seine Hardware zu Testen zuschickt. Von der verschleppten Rücksendung ("Es müssen noch Fotos gemacht werden") bis zu fehlenden Schrauben (!!!) ist anscheinend alles möglich. Fazit André Voget meinte auf der Rückfahrt "Da bekommt man ja mehr Informationen als auf einer Amiga-Messe". Auch ich bin der Meinung, daß dieses Hardware- treffen hinsichtlich des stattgefundenen Informationsaustauschs ein voller Erfolg war. Die Folgen des Treffens sind teilweise schon in diesem Magazin nachzulesen (siehe die entsprechenden Artikel im Hardware-Ordner und im Editorial). Wer jetzt neugierig geworden ist: Der nächste Hardware-Treff wird voraussichtlich am 11. Juli (wieder in Neu-Isenburg) stattfinden. Wer Interesse hat, kann sich bei Randall Walter oder bei mir anmelden. Das Mitbringen von Hardware zum Antesten ist erlaubt und erwünscht (Randy hat ja jetzt auch ein Phoenix-Board in seinem 1000er). Jörg Herz, Wirges, 14.06.92