@OZ120diamond.font @ZS1 Slow Motion @ZS0 Die Leiden eines turbolosen Turbokarten-Users von Jörg Herz Alles begann damit, daß ich mir für meine Turbokarte (Golem-030/882 mit 14 MHz) mehr RAM anschaffen wollte, da ich mit den 2 MByte der Karte und den 2 MByte Chipmem manchmal schon an die Grenzen des RAM-Speichers stieß (weniger in Bezug auf das ChipRAM, als in Bezug auf das 32-Bit-RAM). Rein zufällig fand gerade zu der Zeit, als ich solche überlegungen anstellte (die eigentlich ziemlich dekadent sind, wenn man bedenkt, daß die allermeisten A1000-User noch mit einem 68000er und weniger als 2 MByte Speicher arbeiten, ganz zu schweigen von 2 MByte ChipRAM !), die RAM-Sammelbestellung der IG A1000 statt-- so ein Zufall, bin ich doch auch noch (rein zufällig natürlich), Vorstand dieser IG und Organisator der Sammelbestellung ! Dank der Hilfe von Randall Walter konnten die RAMs zu einem unverschämt günstigen Preis beschafft werden und so lagen sie dann eines Tages auf meinem Schreibtisch: 8 Käfer mit silbernen Beinchen, die in antistatischem Schaumstoff steckten und meinem A1000 4 weitere MByte 32-Bit-Speicher beschehren sollten. Aber erstens kommt es anders und zweitens als man denkt. Nachdem ich die üblichen Sicherheitsvorkehrungen getroffen hatte, um die RAMs einzubauen (Stecker gezogen, Arbeitsfläche geerdet, Jörg geerdet), öffnete ich das Gehäuse der Turbokarte (nachdem ich das Garantiesiegel durchtrennt hatte) und erlebte meinen ersten Schock: Die RAM-Bänke waren zwar gut zugänglich, aber leider ganz anders angeordnet, als in der Anleitung (übrigens für den Amiga 500 !) beschrieben. Da die Kupke-Karte zudem verlangt, daß die RAMs nach einem bestimmten Muster (in Bank 0 die 4MBit-Chips, in den folgenden Bänken die 1MBit-Chips, aber bitteschön zusammenhängend !) geordnet werden, und auf der Platine keine Nummerierung der RAM-Bänke zu finden war, begann das "lustige" Ausprobieren, in dessen Folge ich sage und schreibe 6 Kombi- nationen ausprobiert habe. Fast jede Kombination bedeutet, daß man alle Chips aus ihren Fassungen nehmen muß (hier hat sich der Chippuller bewährt, den ich mir irgendwann mal in einem Anflug von Optimismus gekauft hatte), um sie in die Fassung einer anderen RAM-Bank zu setzen. Nach jeder Kombination hieß es: Erweiterung zusammenschrauben, einstecken, Computer einschalten und warten was passiert. In drei von sechs Fällen hing sich der Computer beim Einschalten in einer Endlosschleife auf, in den anderen drei Fällen zeigte er jeweils nur einen Teil des eingebauten RAMs an (0, 2 oder 5 MByte !), aber nie die vollständige Menge, trotz umgestecktem Jumper 303. Außerdem verursachte die Erweiterung plötzlich Probleme mit der Harddisk. Also: schnellstens wieder abgebaut und an Kupke geschickt. Doch seitdem hat mein Leiden erst angefangen ! Während sich meine Turbokarte auf Erholungsurlaub in Dortmund befindet, bekomme ich hier täglich zu spüren, wie nützlich so ein Teil doch ist. Wahrscheinlich ist es die göttliche Strafe für meine Vermessenheit, noch mehr RAM gefordert zu haben, wo doch die meisten anderen User mit 4 MByte mehr als zufrieden sind. Jedenfalls schleicht mein A1000 im Schneckentempo dahin, laut SysInfo nur noch 1.04 mal so schnell wie ein A500 ohne FastRAM. Doch nicht nur die Prüfprogramme bescheinigen mir die Langsamkeit meines Computers. Auch die tägliche Anwendung wird zur Qual. Entsetzlich lange schleppt sich bereits der Bootvorgang vor sich hin. Der Bildschirmaufbau ist fast so einschläfernd wie bei einem 386er mit Windows und die Icons erscheinen einzeln jedes für sich auf der Workbench, als würde der Amiga Patiencen legen. Tobsuchtsanfälle bekomme ich dann regelmäßig, wenn ich das Harddisk-Icon von dh2: (meine Arbeitspartition) anklicke. Wo früher ein Augenzwinkern genügt hätte, um den Ladevorgang zu verpassen, kann man jetzt getrost ein Nicker- chen machen. Nur Diskettenlaufwerke sind langsamer. Apropos Diskettenlaufwerk: Da das trackdisk-device jetzt im Chipmem liegt, beeilen sich die Disklaufwerke natürlich gar nicht mit dem Laden und Speichern. Es erscheint mir, als würde mein Amiga vor jedem angezeigten Icon überlegen, ob er das tatsächlich anzeigen soll, oder ob er sich die Arbeit nicht sparen könnte. Ich traue mich gar nicht mehr, Grafikanwendungen zu starten, aus Angst dabei einzuschlafen und den nächsten Morgen zu verpennen. Das beste ist aber eine Textverarbeitung, die ich mir kürzlich zugelegt habe: Das Programm bietet wirklich alles, was man für die Korrespondenz innerhalb der IG A1000 braucht (und noch etwas mehr). Leider ist es so quälend langsam, daß eine Turbokarte absolute Voraussetzung zum Betrieb ist. Besonders bei aktivierter Rechtschreibhilfe und einem längeren Text schleppt sich der A1000 erbarmungswürdig dahin. Schließlich und endlich können es sich manche Grafikprogramme nicht verkneifen, mich auch noch mit Requestern der folgenden Art zu verhöhnen: This mathtrans.library needs 68881/882 mathematical coprocessor to run. Ich glaube, in meinem Test des Turboboards hatte ich sowas wie "beschleunigt die tägliche Arbeit mit dem A1000 nur unwesentlich" oder so abgelassen. Vergeßt es ! Es ist wie bei einer Frau...man weiß erst was man an ihr hatte, wenn sie nicht mehr da ist. Ich hoffe jedenfalls, daß mir Kupke das Teil möglichst bald wieder vorbei- schickt, damit ich nicht allzulange unter meinem zwangsgebremsten A1000 leiden muß. Allen, denen beim Lesen dieser Zeilen die Schadenfreude im Gesicht steht, gönne ich sie von Herzen. Dann habt Ihr wenigstens was zu Lachen. Alle anderen dürfen mir Beileidsbekundungen schicken. In tiefster Trauer Jörg Herz (Besitzer des langsamsten Amiga auf Erden)