Bericht vom @OZ112diamond.font @ZS1 Jahrestreffen der IG A1000 @ZS0 am 19./20.09. in Rastenberg/Thüringen Lange vorbereitet, war es am Samstag, 19.09.92, endlich soweit: Das erste Gesamttreffen in der über einjährigen Geschichte der IG A1000 sollte bei Wolfgang Czepan, in Rastenberg, stattfinden. Schon eine Woche vorher war klar gewesen, daß nicht allzuviele Leute daran teilnehmen würden, da sich kaum jemand bei Wolfgang angemeldet hatte. Freitags nachmittags machten sich Randall Walter, Sascha de Caro, Ralf Potschuvay und ich mit zwei vollgepackten Autos auf den Weg nach Thüringen. Ralf und ich trafen dort um 23 Uhr abends ein, während Randy und Sascha auf- grund einer erzwungen Pause (Randy hatte sich eine fiebrige Erkältung einge- fangen) eine Stunde später eintrafen. Wolfgang, Gerd Frank und der Herbergs- vater waren in der Kneipe anzutreffen, in der wir noch eine Kleinigkeit zu Essen zu uns nehmen konnten. Noch am selben Abend räumten wir unsere Autos aus und brachten die Geräte im Gemeinschaftsraum der Jugendherberge unter, die direkt gegenüber Wolfgangs Labor liegt. Anschließend "besichtigten" wir das Domizil von Wolfgang Czepan (hinter jeder Tür ein Amiga) und machten es uns bei einem Kasten Bier gemütlich, während wir über die aktuellen Amiga-Themen (A4000, AtariFalcon, Unix auf dem A3000, neue Hardware für den 1000er, die Chancen von Rossmöller auf dem Amiga-Markt, DOSen u.v.m.) diskutierten. Um etwa halb vier morgens brachen wir dann langsam auf, um zum Frühstück (das per Mehrheitsvotum auf 10 Uhr verschoben worden war) nicht zu müde zu sein. Bereits vor dem Frühstück hatten wir unsere Geräte aufgebaut und schließlich waren drei Amiga 1000 und ein Sidecar aufgebaut. Nach einem vorzüglichen Frühstück machten wir uns dann an die "Arbeit" und begannen, mit diverser, ausgetauschter Software zu experimentieren. Zwischenzeitlich trafen Carsten Drücke, Daniel Wicke und schließlich auch Björn Weber ein, so daß wir am Ende mit 9 Mitgliedern der IG A1000 vertreten waren (immerhin genausoviele wie an den vorhergehenden Hardware-Treffen). Ich hatte meine "defekte" Turbokarte (der eine oder andere wird sich vielleicht noch an meinen Artikel im letzten Disk-Mag erinnern) mitgebracht, in der vagen Hoffnung, daß mir vielleicht jemand helfen könnte. Schließlich war es Ralf Potschuvay, der das Gehäuse abschraubte und die RAM- Chips einer eingehenden Untersuchung unterwarf und mir schließlich den Vor- schlag machte, diverse Kombinationen auszuprobieren. Als einige Steckversuche sich als Fehlschläge erwiesen hatte, traf ihn anscheinend die göttliche Er- leuchtung. "Es könnte ja sein", so erklärte er mir, ", daß die RAM-Bänke abwechselnd angeordnet sind, und nicht bankweise getrennt." Und begann auch prompt die Chips entsprechend umzustecken: 4MBit,1MBit,4MBit,1Mbit usw. Das Ergebnis: die (noch hüllenlose) Turbokarte funktionierte einwandfrei und erkannte die gesamten 6 MByte RAM anstandslos an ! (Auf so eine seltsame Idee kann auch nur ein Hardware-Bastler kommen !). Nachdem ich meine wiederbelebte Turbokarte nun schnellstens verschließen wollte, um sie vor weiterem Unheil zu bewahren (die Bedingungen unter denen wir die empfindlichen 4MBit-Chips aushebelten und umsteckten waren nicht un- bedingt als antistatisch zu bezeichnen), machte Ralf den Vorschlag, den internen Coprozessor mal zur Abwechslung mit 40 MHz zu takten, weil Randy gerade so einen Quarz dabei hatte und Ralf mit übertakteten Prozessoren (der Copro ist ein 16MHz-Modell!) schon gute Erfahrungen gemacht hatte ("der Hauptprozessor ist heißer geworden als der übertaktete Copro"). Anfangs funktionierte der Coprozessor auch ganz gut, die FP-Berechnungen waren, laut AIBB, schneller als die eines A3000. Leider schien die Rechen- genauigkeit unter der Übertaktung zu leiden. Ein Test-Raytracing-Bild wies einige Fehler auf, so daß wir den 40MHz-Quarz schließlich wieder ausbauen mußten (schade !). Allerdings war keine Hitzeentwicklung beim Mathe- koprozessor zu verzeichnen - im Gegensatz zum korrekt getakteten 68030, an dem man sich die Fingerspitzen gut wärmen konnte. Wo wir schonmal AIBB (Amiga Intuition Based Benchmark) laufen hatten, ver- glichen wir auch direkt das Blizzard-Board (14 MHz-68000er mit OS2.0 im Shadow-RAM) mit meinem Kupke-Turbo (14 MHz-68030/882 mit OS2.0 im 32-Bit-RAM). Erstaunlicherweise gab es sogar 2 Benchmarks, in denen das Blizzard-Board ge- ringfügig schneller war, als die 030-Karte ! Dafür verliefen aber die rest- lichen Tests (vor allem die FPU-Tests) den Erwartungen gemäß zu Gunsten der 32-Bit-Karte. Allgemein kann man aber ableiten, daß das Blizzard-Board für Leute, die keine FPU-aufwendigen Anwendungen betreiben (Raytracing, Mathe- matik u.a.) durchaus eine Alternative zum Kupke-Board sein kann, vor allem, wenn man auf die durchschnittliche, allgemeine Performance Wert legt, die sich mit dem Blizzard-Board auf preiswerte Weise verdoppeln läßt. Dank Gerd Frank kamen wir auch in den Genuß, eine Beta-Version von Work- bench 2.1 zu bewundern (die ich mir bis zum Erscheinen der offiziellen Version erstmal installiert habe). Bemerkenswert vor allem die Möglichkeit, DOSen-Disks wie gewöhnliche Amiga-Disketten zu behandeln, also zu formatieren, Files zu kopieren, zu editieren, zu schreiben, sowie die deutsche Benutzer- führung. Die Cross-DOS-Funktion konnten wir sofort an einem IFF-File aus- probieren, das Carsten Drücke mitgebracht hatte, und das die Platine des A4000 zeigen sollte. Leider lag das File auf einer DOSen-Diskette vor. Kein Problem für die Workbench 2.1: Nach dem Anklicken der DOSen-Disk öffnete sich auf gewohnte Weise ein Fenster (das natürlich leer war, da DOSen-Files kein .info besitzen). Durch Anwählen von "Show all" konnten nun auch die Files als Icons sichtbar gemacht werden und einfach durch verschieben von der MS-DOS-Disk auf mein Festplatten-Icon auf meine HD kopiert werden ! Danach ließ sich das IFF-Bild ganz einfach durch Mostra anzeigen. Ich werde also in Zukunft Texte, Tabellen und TurboPascal-Programme nur noch komfortabel auf meinem Amiga im Multitasking schreiben, auf eine MS-DOS- formatierte Diskette kopieren (der Format-Befehl kann jetzt auch 720-KB- MS-DOS-formatieren) und dann in der Schule auf die lahmen, unkomfortablen XTs laden. Weiterhin gelang es uns "Arq", den komfortablen System-Requester-Ersatz, erfolgreich zu installieren, wobei ein lustiger Effekt eintritt, wenn man PC-Task, den MS-DOS-Emulator, startet und danach auf dem Amiga-Screen einen Arq-Requester provoziert: Der Arq-Requester erscheint animiert und in gift- grüner Farbe auf dem MS-DOS-Screen ! Da können Windows-User nur neidisch werden. Mit fortgeschrittener Stunde wurden die Einfälle der Anwesenden immer abstruser: irgendjemand kam auf die Idee, meine Workbench auf Super-Hires umzustellen (obwohl ich keinen HiRes-Denise habe !). Zur Verblüffung der Umstehenden (oder Sitzenden) kam mein 1000er dieser Aufforderung auch tatsächlich nach. Das Ergebnis hatte zwar große Ähnlichkeit mit einem bis jetzt noch nicht exisitenten "Super-Low-Res-Modus", war aber nicht un- interessant. Daniel Wicke hat es fotografisch festgehalten. Noch bemerkens- werter als die Tatsache, daß der 1000er in den Super-Hires-Modus umge- schaltet hatte, war wohl die Tatsache, daß die Workbench diesen Modus überhaupt zur Verfügung stellte, obwohl kein HiRes-Denise eingebaut war. Es mußte also einen Bug in der Denise-Erkennung geben. Mehrere Vergleichs- tests bewiesen schließlich, daß auch einige Systemtest-Programme (wie AIBB) den "Hires-Denise" erkannten, obwohl dieser nicht vorhanden war. "SysInfo" zeigte dagegen die korrekte Chip-Bezeichnung. Neben diesen (mehr experimentellen) Versuchen, wurde auch PD ausgetauscht, Hardware repariert (Randy Walter hat fast einen ganzen Tag über dem 1000er von Wolfgang Czepan gebrütet, bis er einen hinterhältigen Fehler beseitigt hatte), Flipper gespielt (es stand tatsächlich ein echter Flipper im Ge- meinschaftsraum der Jugendherberge, der zusammen mit den anwesenden A1000 einen Höllenlärm produzierte) und - man glaubt es kaum - auch etwas für das Diskettenmagazin getan: Durch die Hinweise von Carsten Drücke und Daniel Wicke gelang es erstmals in dieser Ausgabe des 1000er-Magazins eine fehlerlose Assign-Zuweisung (und vor allen Dingen ein fehlerloses Re-Assign) auf die Beine zu stellen. Außerdem machte Daniel Wicke ständig Fotos, die wohl in gescannter Form in dieser Ausgabe zu sehen sein werden. Die eigentlich geplanten Vorträge von Randy Walter, Sascha de Caro und mir wurden im allgemeinen Chaos und aufgrund der angeschlagenen Gesundheit von Randy nicht verwirklicht. Mein Vortrag findet sich aber (in etwas abge- wandelter Form) aber in diesem Disk-Mag als Artikel über die Entwicklung der IG A1000 wieder. Außerdem war eine Demo-Version von Pinball-Dreams2 (nur ein Flipper spiel- bar) zu sehen und nach einigen Versuchen gelang es, eine Beta-Version von OS3.0 auf meinem 1000er zu installieren. Bemerkenswert schnell sind vor allem die optimierten Grafik-Routinen im Betriebssystem. Gerd Frank ließ seinen Frust über die schwache Resonanz auf die Software- ecke raus. Sein (wohl nicht ganz ernst gemeinter) Vorschlag, Amiga-Basic auf OS2.0 umzuschreiben stieß allerdings auf wenig Gegenliebe. Auch der Samstag wurde schließlich ein langer Tag, und es war wieder mal kurz vor Vier am Morgen, als man sich zu Bett begab (wieder mit der Aussicht auf ein Frühstück um 10 Uhr morgens). Sonntags Mittags folgte dann der allgemeine Abschied, wobei sich Gerd dazu entschloß, mit mir bis nach Frankfurt zu fahren, um von dort aus den Zug nach Hause zu nehmen. Irgendwie gelang es uns dann auch, ihn zwischen Diskettenboxen, Büchern und A1000 unterzubringen, nachdem wir uns von Sascha und Randy verabschiedet hatten. Randy saß immer noch am defekten 1000er von Wolfgang (der in der Zwischenzeit friedlich schnarchte - die vorherige Nacht war wohl etwas lang geworden) und war auf Fehlersuche. Nach einer ziemlich ereignislosen Rückfahrt (lediglich die Suche nach dem Hauptbahnhof in Frankfurt hat mich fast zum Wahnsinn getrieben) kam ich dann gerade noch rechtzeitig daheim an, um den Wagen auszuräumen und mir "Indiana Jones und der letzte Kreuzzug" reinzuziehen. Fazit: Ein Treffen dieser Art sollte öfter stattfinden. Die Atmosphäre war prima, die Jugendherberge sehr bequem (noch einmal ein Lob an den Herbergs- vater), nur die Teilnehmerzahl war sehr dürftig. Ich hoffe, daß das nächste Gesamttreffen (egal wo es stattfinden wird) besser besucht ist.