Eine Multimediale Geschichte Als wir unsere Widersacher am Feld der Multimedia-Cormputer zuletzt verließen , schleuderte Nachbar Franz unserem tapferen Streiter eine verbale Kriegsaxt vor die Füße, die wohl jeder, für der AMIGA mehr ist als ein Fernsehspiel mit Tastatur, schon einmal von den schnell zahlreicher werdenden - ich möchte sie "Home-Media-Spezialisten" nennen - immer dann zu schmecken bekommt, wenn andere Argumente nicht mehr greifen oder der Widersacher im direkten Wettstreit eindrucksvoll unterliegt. Es ist das alte, immer wieder in neuer Form vorgebrachte: "Der AMIGA hat eine niedrige Auflösung, eine niedrige Bildwiederholfrequenz, vweshalb er scheußlich flimmert, und obendrein noch viel zu wenig Farben und kann somit nicht als Computer betrachtet werden, der sich am Stand der Technik befindet". Worauf dann meistens mit süffisantem Grinsen auf den nächsten greifbaren taiwanesischen IBM-Clone hingewiesen wird, der, mit irgendeiner Grafikkarte aufge- donnert, meistens mit Auflösungen und Bildwiederholfrequenzen brilliert, die das übertreffen, was der AMIGA standardmäßig bietet und natürlich ziemlich billig ist. Und dann zieht der selbstgemachte "Home-Media-Spezialist", um seine überlegene Fachkenntnis zu demonstrieren, sogleich folgenden Schluß: "Hier habe ich ein System, dessen Daten diejenigen Deines Systems übertreffen, und es ist auch noch billiger- Also ist es besser - und Dein System ist Mist!" Das ist dann meistens der Punkt, an dem ich, von brüllendem Gelächter haltlos gebeutelt, rückwärts vom Stuhl kippe. Warum ich so lachen muß ? Ja, das wollte mein Nachbar Franz auch gerne wissen. Es interessierte ihn ganz ungemein und er geriet ganz schön in Rage, während ich versuchte, mich zu fassen. "Franz", gluckerte ich, "Du bist wirklich köstlich. Schade, daß wir uns nicht öfter einen so lustigen Abend machen können!" Aber Franzens Humor schien gänzlich verflogen und er ermahnte mich dringend, ihm zu erklären, was denn bitte schön so lustig sei an seinen Ausführungen. Oder ob ich jetzt aus Verzweiflung über den Besitz eines so minderwertigen Systems wahnsinnig geworden wäre. Also riß ich mich zusammen und antwortete: "Wir haben uns doch vorhin darauf geeinigt, mein lieber Franz, daß mein Fernseher, oder nein, ein Fernseher generell weit mehr der Definition eines Mediums entspricht als Dein hochauflösender Monitor, weil die Zahl der möglichen Rezipienten bei meinem System weit größer ist als bei Deinem. Schon vergessen?" - "Nein, natürlich nicht", gab Franz zurück. "Gut", meinte ich weiter, "Darin sind wir uns also imnner noch einig. Würdest Du mir jetzt bitte sagen, wieviel Zeilen so ein Fernsehbild hat?"- Jetzt roch er Lunte "625 Zeilen", kam es wie aus der Pistole geschossen (er war ein Spezialist), "Und was gedenkst Du damit zu beweisen? Daß der AMIGA ein brauchbares Fernsehspiel ist hab ich nie bestritten." "Nun, meinte ich, "Welches Mediulm ist das derzeit am meisten verbreitete? Mit welchem Medium hat jeder Bürger der industrialisierten Gesellschaft am öftesten zu tun?" - "Mit dem Fernsehen ! " bestätigle Franz. "Also würdest Du mir zustimmen, daß ein Computer, der für Multimedia-Anwendungen geeignet sein soll, mit den gängigen Fernsehnormen betrieben werden können sollte?" Dagegen konnte sogar er nicht ernsthaft widersprechen, aber er meinte; "Aber diese Betriebsart ist doch äußerst schädlich für die Augen, wenn man so viel Zeit vor dem Schirm verbringt wie unsereins." - "Richtig", meinte ich, "Dafür habe ich auch einen Deinterlacer in meinem Amiga, der verhindert, daß mir bei längerer Beschäftigung und bei kurzen Distanzen die Augen aus dem Kopf fallen und erhöht die Grafikauflösung, die ohne den störenden Zeilensprung möglich ist, bis in den Bereich eines VGA-Signals, im PAL-Betrieb sogar etwas höher. Ich kann aber trotzdem, und sogar gleichzeitig, ein normales Videosignal erzeugen, und zwar in RGB-Qualität, ohne irgendwelche Kodierverluste!" Jetzt war er ehrlich verblüfft. Er war schon so indoktriniert und mürbe von all der Werbung, den Prospekten und den klugen Ratschlägen von was weiß ich wievielen Verkäufern. Ein bejammernswertes Beispiel eines Menschen, der versucht, dem drohenden Zusammenbruch zu entgehen. Eine Weile ließ ich ihn so zappeln, dann beruhigte ich ihn "Keine Angst, Franz, Du hast recht. Es ist natürlich besser, höhere Auflösungen zu haben, mehr Farben, schnellere Prozessoren. Die Frage ist nur wirklich: Wozu? Denn ich habe bis heute noch nicht allzuviele getroffen, die auch nur mit sechzehn Farben etwas lnteressantes zustande bringen können. Denen hilfst Du auch nicht indem Du ihnen sechzehn Millionen Farben gibst. Denen hilfst Du allenfalls, indem Du Dein System so gestaltest, daß es die Arbeit weitgehend auf den kreativen Bereich konzentriert, weg vom reinen Bedienen des Computers. Leute, die Programmiersprachen gut beherrschen, sind in der Regel miserable Künstler- Künstler wiederum haben Die größten Schwierigkeiten das starre Regelwerk einer Programmiersprache zu lernen, sie wollen es auch gar nicht. Sie wollen mit dem Computer zusammenarbeiten wie mit einem intelligenten Werkzeug, einem magischen Pinsel sozusagen. Da kommt es nicht so sehr darauf an wieviele Farben zur Verfügung stehen, sondern WIE diese Farben und Pixel manipuliert werden können, um ein Werk zu schaffen, das den Anspruch "Computerkunst" oder "Multimediales Ereignis" verdient- Sieh Dir doch mal alte Filme an- Lehn Dich zurück und schau Dir das einfach an- Objektiv betrachtet, sind diese Filme Mist- Sie haben schlechtes, grobes Korn, sie sind beschädigt, verschmutzt, die Kameraführung hatte nicht im Entferntesten die Freiheit, die heute möglich ist. Und trotzdem sind es beeindruckende Ereignisse, die Dich berühren und Dir etwas mitteilen. Du bist bereit, trotz der Mängel mitzuleben. Und diese Möglichkeiten muß ein Werkzeug für einen Multimedia-Künstler bieten. Es muß ihn beim Erzeugen und Weiterentwickeln seiner Ideen und Geschichten produktiv unterstützen, ohne ihm durch mangelnde Flexibilität oder Geschwindigkeit zu behindern. Und dafür ist der AMIGA gebaut. Sein Konzept ist so ausgelegt, daß der Anwender mit allen Medien umgehen kann, ohne Computerspezialist zu sein. Seine Bedienung ist von Grundschulkindern innerhalb von Stunden zu erlernen, und außer den gewöhnlichen Program- mierwerkzeugen gibt es Autorsysteme, die genau jene direkte Umsetzung von Ideen ermöglichen, die es braucht, um eine gute Geschichte zu erzählen. Und nichts anderes ist eine gut gemachte Multimedia-Anwendung als eine packend gestaltete, wie eine Filmhandlung ablaufende Folge von Ereignissen. Verführt Dich, Franz, Dein Computer dazu, kreativ zu werden? Regt er Dich an- mit allen Möglichkeiten zu spielen? Mit Bild, Ton, Bewegung umzugehen wie ein Regisseur? Oder kommt er Dir eher wie eine nüchterne Büromaschine vor, mit vielen Pixeln zwar und schön bunt, aber eben doch ein Buchhalter?" Jetzt war ich doch etwas außer Atem gekommen, und Franz meinte, ich würde mich vom Thema entfernen und würde zu sehr auf dubiosen, nicht faßbaren Kriterien wie Kreativität herumreiten, das sei eines nüchternen Computermenschen nicht würdig und könne außerdem nicht schlüssig nachweisen, daß der AMIGA das bessere Multimedia-System sei, weil "der Konsument eben heutzutage nicht mehr so leicht durch irritierendes Gewäsch zu täuschen ist. Der Käufer von heute will harte Fakten sehen. Megahertz, Megabyte und MIPS sind ihm geläufig und er will möglichst viel davon um möglichst wenig Geld! Und das bringt Ihr eben nicht fertig, weil eben nur das schnelle Geld zählt, nicht die Qualität. Der AMIGA ist im Vergleich viel zu teuer! Und das merkt der mündige Käufer und greift zum MS-DOS PC, da weiß er was er hat und kriegt es auch noch billiger!" In der nächsten Folge werden wir Franz, dem Ungläubigen, nachweisen, WER heutzutage das schnelle Geld mit niedriger Qualität macht und warum billig eben nicht gut gekauft heißt...