@OZ115ruby.font @ZS1 Großangriff @ZS0 Editorial vom 15.11.92 von Jörg Herz Jetzt ist es raus ! Commodore fährt seine erste ernstzunehmende Attacke auf die IBM-Clones und bringt dafür schonmal schweres Geschütz in Stellung. Der A500(+) wird abgelöst, aber nicht vom A600, wie viele schon geargwöhnt hatten, sondern vom A1200, einem Modell mit 14MHz-68EC020, 2 MB ChipRAM, AT-Bus-Controller und AA-Chipset. Und das für etwa 900 DM ! Der A600 soll damit wohl die Nachfolge des C64 antreten und dem unbedarften Einsteiger den Anfang erleichtern. Wenn man den Preis betrachtet (700 DM mit eingebauter Floppy und TV-Modulator), dann kann man den Überlegungen des Commodore-Marketings folgen: Der A600 soll die Einsteiger an den Amiga binden und später auf die größeren (und teueren) Modelle vorbereiten. Der 1200er wird zweifellos die größte Konkurrenz der 386er-Clones sein, die den Markt überschwemmen. Mit vergleichbarer Rechenleistung, aber besserer Grafik und eingebautem Sound, sowie dem unschlagbaren Kickstart3.0 hat der A1200 die besten Chancen, auf dem Markt gegen die mager ausgestatteten Billig- PCs zu bestehen. Und das ist wohl auch das Ziel von Commodore. Zielgruppe des 1200er sind alle Aufsteiger vom A500(+), vom C64, sowie die Erstcomputerkäufer. Der kommende Ersatz für den A2000 wird auch nicht mehr lange auf sich warten lassen. Er sollte nicht mehr als 2500 DM kosten, einen 68030, und eine Anzahl von Steckplätzen aufweisen, damit die Erweiterbarkeit gewährleistet bleibt. Der A4000 (und noch mehr der in Planung befindliche A4000 Tower) sind High- End-Geräte, die die Leistung eines 486-AT leicht um das Doppelte übertreffen und wohl bald auch in diversen Video-Studios und bei gutbetuchten Anwendern zu finden sein werden. Das einzige Problem, das der Amiga momentan noch hat, ist der Mangel an "konventioneller" Software, die auch professionellen Ansprüchen gerecht wird. Darunter fallen Textverarbeitungen mit DTP-Ambitionen ebenso wie komfortable, absturzsichere Tabellenkalkulationen. Aber bereits in naher Zukunft soll, zumindest auf dem Sektor Textverarbeitung, Abhilfe geschaffen werden. Drei neue Programme (FinalCopyII, MaxonWord und AmiWrite) schicken sich an, BeckerTextII von seinem wackligen Thron zu stürzen. Und was bedeuten die neuen Amiga-Modelle für den A1000-Besitzer ? Zunächst einmal, daß es wohl keine Nachrüstmöglichkeit für die neuen Chips geben wird - aber dieses Problem werden die Besitzer von A500 und A2000 auch haben. Von den momentan erhältlichen Modellen mit AA-Chipsatz erscheint besonders der A1200 als verlockende Alternative zum A1000. Allerdings muß bedacht werden, daß man momentan, außer Floppy und Monitor, keine bereits existierende Hardware an den A1200 anschließen kann. Ein SCSI-Adapter oder eine Turbokarte für den A1000 ist also am A1200 nutzlos, außerdem alle weiteren Geräte, die an den Expansionsport gesteckt werden. Auch intern ist nichts zu machen, da alle Chips im A1200 in SMD-Technik gefertigt sind. Der A1200 scheint mir lediglich für die Leute eine Alternative zu sein, die ihren A1000 noch in der Grundaustattung (512 K RAM) ohne jede Erweiterung betreiben (und wer macht das schon noch ??) oder die lediglich eine FastRAM- Erweiterung besitzen (läßt sich zwar auch nicht am A1200 betreiben, dafür hat der 1200er schon 2 MB ChipRAM). Für mich persönlich (2 MB ChipRAM, SCSI-Platte, 68030-Karte, 6 MB 32-Bit-RAM, Handscanner), würde sich der A1200 sowieso nicht lohnen. Die einzige Alternative wäre der A4000 (aber bitte mit SCSI-Karte !) und der übersteigt meine finanziellen Mittel - mal ganz abgesehen davon, daß sowohl der A1200 als auch der A4000 mal wieder potthäßlich geworden sind. Häßlicher war eigentlich nur der A2000. Tja, was tun ? Den A1000 einmotten und sich einen der neuen Computer kaufen, nur um dann eventuell ein halbes Jahr später festzustellen, daß sich die neuen Sound- und Grafikchips nicht nachrüsten lassen ? Nein danke. Ich behalte erstmal meinen 1000er (er läuft ja immer noch ganz gut) und warte ab, was das neue Jahr so bringt. Vielleicht bringt der Osterhase ja bereits den neuen Sound-Chip mit 8 Kanälen und 16 Bit, oder den neuen Grafik- Chip, mit 32-Bit-Blitter und 16 Millionen Farben gleichzeitig, oder....... Tschüß Leute ! Jörg Herz