Klaus Hutmacher 4450 Lingen, 17.11.1992 Große Str. 12 4450 Lingen/Ems Die historische Entwicklung der Rechenmaschinen (Teil II) (Teil I befindet sich in der Oktoberausgabe des IG 1000-Magazins) Der deutschstämmige Amerikaner Dr. Hermann Hollerith (1860-1929) machte sich genau wie Falcon und Jaquard die Lochkartentechnologie zunutze. Er benutzte diese Technik bei der Auswertung der amerikanischen Volks- zählung im Jahr 1890. Dabei wurde die Lochkarte als Informationsspeicher verwendet. Hollerith gilt seitdem als Begründer der modernen Datenver- arbeitung. Später gründete er eine Firma namens International Business Machines, kurz IBM genannt... . Das erste wirklich voll funktiontüchtige programmiergesteuerte Rechenge- rät der Welt schuf der Bauingenieur Konrad Zuse 1941 in Berlin, den Zuse Z 3. Drei Jahre später, am 07.08.1944 stellte der Professor für angewandte Mathematik an der Harvard-Universität in Cambridge, Massachusetts, Howard H. Aiken Mark I vor. Es handelte sich dabei um eine erste Großrechenanlage. Sie wurde mit Hilfe von IBM entwickelt und im Laufe der Zeit weiter ver- bessert (Mark II, III, IV). IBM baute auch den ersten speicherprogrammier- baren Rechenautomaten, den IBM Selective Sequence Electronic Calculator (SSEC), der 1948 in New York vorgestellt wurde. Damit wurde es auch not- wendig, Programmiersprachen zu erfinden, wie z.B. Fortran (Formula Trans- lation) von J.W. Backus (1954) oder 1960 Cobol (Common Business Oriented Language), sowie die immer noch am weitesten verbreitete Programmiersprache der Welt, Basic (Beginner all purpose Symbolic Instruction Code) von den Amerikanern Paul Allen und Bill Gates. Letzterer gründete auch das Softwareunternehmen Microsoft und schuf den sogenannten Industriebetriebs- systemstandard (so heißt das wirklich!) MS/DOS (Microsoft Disk Operating System) für, na, dreimal dürft ihr raten, jawoll, IBM. Aber das war alles noch etwas später. Zunächst entwickelten 1955 die Bell Telephone Labora- tories den ersten Transistorrechner der Welt namens Tradic. Ab 1957 stellte die deutsche Firma Siemens den ersten volltransistorbestückten Computer 2002 vor. Die Erfindung des integrierten Schaltkreises im Jahr 1961 durch Bob Noyce, der das Unternehmen Intel gründete, führte dazu, daß sich die Rechengeschwindigkeit erhöhte. Die räumlichen Ausmaße konnten im Gegenzug verringert werden (das waren vorher Riesenkisten, die oben genannte Mark- Serie brauchte teilweise noch ganze Hallen). In Anspielung darauf nannte vielleicht Norman Kitz 1967 in England den ersten elektronischen Tisch- rechner Anita Mark 8. Zehn Jahre später war es dann soweit: im Januar 1977 stellte die Firma Commodore auf der Consumer Electronic Show in den USA wenigen Eingeweiten (das macht diese Firma bei Neuvorstellungen ihrer Geräte immer noch so geheimnisvoll wie damals, ebenso wie diese dann wieder aus ihrem Produkt- katalog verschwinden, daran hat sich bis heute absolut nichts, aber auch gar nichts geändert) den von Chuck Peddle entwickelten Personal Elektronic Transactor PET vor, den ersten richtigen PC. Im April des gleichen Jahres wird er auf der Westcoast Computer Fair erstmals einem breiteren Publikum vorgeführt. Auf dieser Ausstellung wurde allerdings noch ein weiterer, wesentlich besserer PC vorgestellt: der Apple II von Steve Wozniak und Steve Jobs. Er besaß bereits ein richtiges Gehäuse, Tastatur, Erweiterungs- steckplätze, ein eingebautes Basic, Ports für externen Speicher und einen Anschluß für das heimische Fernsehgerät! In den Anfängen der neuen Computertechnologie hat sich bereits gezeigt, wer an die Benutzer der Geräte zuerst gedacht hat, noch vor irgendwelchen astronomischen Gewinn- kalkulationen. Die einzelnen Firmen der Computerbranche produzierten im Laufe der näch- sten Jahre verschiedener Rechner bzw. Spielekonsolen, die heute fast in Vergessenheit geraten sind. Im Jahr 1982 überlegten sich ein paar Ameri- kaner, etwas Neues entwickeln zu lassen. Als Mitarbeiter gewannen sie u.a. Jay Miner (zu der Zeit Chip-Entwickler bei Atari), David Morse, einen Geschäftsmann und Manager einer Spielwarenfirma, die Konsolen verkaufte, sowie etwas später den Programmierer R.J. Mical. Die Geschichte mit den Finanzschwierigkeiten und dem Poker zwischen Commodores Ex-Chefs Jack Tramiel und dem neuen Mann an der Spitze von C, Irvin Gould, ist mittlerweile Legende. Nach einigem hin und her stellte am 23.07.1985 die Firma Commodore in New York unter Mitwirkung von viel Pomp und Prominenz (Andy Warhol präsentierte die Grafikfähigkeit, Debby Harrie von Blondie sang) der staunenden Öffentlichkeit den Höhepunkt der Computertechnologie vor: den AMIGA 1000! Der Computer ist bis heute unerreicht geblieben. Nie wieder ist jemals ein Computer mit soviel Liebe für das Detail konzipiert worden (z.B. eine Tastatur mit Ablage- fach für den Bleistift, die man nach der Benutzung unter die Zentral- einheit schieben kann, in welcher sich im inneren die Signaturen der Mitwirkenden befinden- einzigartig und heute nicht mehr denkbar. Heute baut die Firma Commodore in neue Amiga-Modelle veraltete Technik, wie z.B. den AT-Bus im neuen A 4000, ein und steckt das Ganze in ein Ge- häuse der MS/DOS-Baureihe, um ein paar Mark zu sparen- ich glaube, mir wird jetzt schlecht, deswegen muß ich zum Ende kommen). Der A 1000 wurde bereits nach 2 Jahren von den Nachfolgemodellen A 500 und A 2000 abgelöst, es folgten die Modelle A 2500, A 3000 (T), A 500+, A 600, den bereits angesprochenen A 4000 und jetzt dem brandneuen A 1200. Alle Modelle waren marktwirtschaftliche Kompromisse in einem ausnahmslos potthäßlichen Design, neben denen das des A 1000 erstrahlte. Leider war der tolle Oldie technisch in die Jahre gekommen. Soft- und Hardwareentwickler von Fremdfirmen zeigten zunehmend weniger Interesse, für den A 1000 zu produzieren, nachdem Commodore das Original nach dem Erscheinen der neuen Modelle sowieso fallengelassen hat wie eine heiße Kartoffel. In dieser verzweifelten Situation schlossen sich ein paar unbeugsame Liebhaber unter der Führung eines gewissen Jörg Herz aus Wirges zu der IG A 1000 zusammen und siehe da: der A 1000 lebt! Ich hoffe, daran wird sich nichts mehr ändern, egal, wieviele Dosen oder sonstige Compis noch den Markt überfluten. Vielleicht gibt es ja irgendwann ein parr nostalgische Leute bei C, die einen A 1000 II bauen wollen. Aber genauso schön und ohne faulen Kompromisse! In diesem Sinne Bess demnähx Klaus