@OZ115ruby.font @ZS1 WoC Frankfurt 1992 @ZS0 Messebericht von Jörg Herz Alle Jahre wieder...Amiga-Messe ! Aber halt ! Dieses Jahr sollte es doch gar keine Amiga-Messe geben ! Die CSS in Köln sollte doch eine Messe für Ataris, PCs und Amigas sein. Und die WoC in Frankfurt sollte auch die PC-Produkte, Netzwerklösungen, Homecomputer etc. von Commodore darstellen. Aber ganz egal, wie sich die Messeveranstalter hinterher herausgeredet haben (oder es noch tun werden) - es waren nunmal zu 99,5 % Amiga-Messen ! Ich denke zwar nicht, daß die Veranstalter aus dieser Tatsache etwas lernen werden (die ersten Interviews mit den Veranstaltern der CSS haben mich in dieser Meinung bereits bestätigt), aber eine optimistische Stimmung verbreitet es im Amiga-Lager schon, wenn die Amiga-Aussteller alle Anderen an die Wand drücken. Doch jetzt Schluß mit dem Vorgeplänkel und zum eigentlichen Messebericht: Nachdem ich zur CSS in Köln ja aus Zeitmangel nicht erscheinen konnte, hatte ich mich auf die Frankfurter Messe umso gründlicher vorbereitet: Treffpunkte mit allen möglichen Leuten ausgemacht, bis auf das allernötigste Kleingeld alles Geld zuhause gelassen (...und führe mich nicht in Versuchung...), mit Randy telefoniert und Notizen gemacht. Am Abend vorher rief mich noch André Voget an. Er kommt ebenfalls auf die Messe (mit druckfrischem Führerschein und etwas älterem Auto). Noch´n Treffpunkt ver- einbart. Also bin ich morgens um viertel vor neun von Wirges aus losgedieselt und so um zehn bei Randy in Neu-Isenburg angekommen. Christian Gerthöffer, Wolfgang Czepan, Bernd Rische (unser Nachwuchs-Talent im Platinenbraten), Jürgen Meister, dessen Exfreundin und ihr Neffe waren bereits anwesend. Wow ! Fast soviele Leute, wie bei unserem Jahrestreffen. Rudi Brand war an den Tagen vorher schon dagewesen und war in der Zwischen- zeit schon wieder weg. Nachdem unser Aufbruch sich leicht verzögert hatte (Wolfgang hatte schlecht geschlafen und kam nicht aus dem Bett), trafen wir um etwa viertel nach elf (also 15 Minuten zu spät) per Taxi auf dem Messegelände ein - wie sich das für VIPs gehört. Wir eilten so schnell wie möglich zum Mainhattan Data-Stand, wo wir eigent- lich um 11 Uhr einen Treffpunkt gehabt haben sollten. Glücklicherweise waren einige Leute so geduldig, auf uns zu warten, und so trudelten nacheinander Ralf Potschuvay, Nils Winkler, Gerd Frank, Andreas Eilingsfeld, Dieter Zimmermann und Michael Wodtke ein. Weiterhin habe ich auf der Messe noch Bernd Monzel, Jo Büchse (bei Innovatronics), Sascha de Caro und natürlich André Voget getroffen - doch dazu später. Mit Gerd Frank und Michael Wodtke machte ich mich dann zu meinem ersten Rundgang durch die Messehalle auf. Erste Eindrücke: Massig viel Platz, sowohl auf den Ständen als auch da- zwischen. Die Messe war auf zwei Stockwerke verteilt, die durch Rolltreppen miteinander verbunden waren. Die obligatorischen Messeübersichtspläne (2 DM) durften ebensowenig fehlen, wie jede Menge ausgesprochen hübsche Messe-Hostessen (doch dazu später). Gerd Frank war auf der Suche nach einer Wechselplatte für seinen FSE-SCSI-Controller und ergatterte das Teil schließlich auch bei FSE für knapp 1000 DM. Die Diskussion am Stand von FSE (welche der angebotenen Bauarten ist geeignet ?) dauerte eine Weile, und Michael Wodtke hatte Zeit, sich die Angebote an Turbokarten einer ital- ienischen Firma anzusehen. Nachdem Gerd seine Wechselplatte schließlich glücklich entgegengenommen hatte, wurden wir dann auch prompt dazu ver- donnert, das Teil zu tragen - schließlich mußte noch ein SCSI/SCSI-Kabel her und es macht immer einen schlechten Eindruck, wenn man zur Schau stellt, daß man die Platte von der Konkurrenz gekauft hat und nur den Kauf eines Kabels in Erwägung zieht. Während Gerd also von Stand zu Stand hechelte, um endlich irgendwo sein Kabel zu bekommen, schleiften Michael und ich ab- wechselnd die Platte hinterher. Irgendwann juckte Michael wohl das Geld in der Tasche (oder die Wechsel- platte wurde ihm zu schwer), er verabschiedete sich, um sich die Turbo- karte zu kaufen (Test in dieser Ausgabe). Gerd hatte sein Kabel schließlich bekommen- aber manche Leute verdienen wohl echt zuviel Geld- ein zweites Medium für die Wechselplatte mußte auch noch her. Mir gab die Wartezeit Gelegenheit dazu, mich ein wenig in der Nähe umzu- sehen. Um einen Fernseher hatte sich ein Kreis von Leuten gesammelt, die gebannt auf den Bildschirm starrten. Und was da abging, war schon fast nicht mehr wahr: Auf einem NTSC-großen Screen liefen Animationssequenzen, die ich hier leider nur unvollständig bildlich beschreiben kann: 1. Die erste Sequenz war mit VistaPro (fraktaler Landschaftsgenerator) erstellt und zeigte einen atemberaubenden Flug durch die künstliche Landschaft, die an Detailreichtum kaum zu überbieten war (Schnee auf künstlichen Bergen, Wälder, Seen, Flüße und Täler). Die Anzeige er- folgte in Echtfarbgrafik mittels DCTV in 2 oder 4 Millionen Farben gleichzeitig mit 30 (!!!!) Bildern pro Sekunde, von einem Amiga 2000 mit Turbokarte (für die an diesem Stand geworben wurde) und SCSI-II- Controller. Das Abspielprogramm war AniMagic. Ein großes Pappschild mit der Aufschrift "Kein Video" wies alle Zuschauer deutlich daraufhin, daß hier eine Live-Animation (von Festplatte) stattfand. 2. Nicht weniger beeindruckend war die folgende Animation, bei der ein Rundflug um ein dreidimensionales Apfelmännchen (wahrscheinlich eben- falls mit VistaPro erstellt) erfolgte. 3. Den Einsatz von VistaPro als Standbildgenerator demonstrierte eine Animation, bei der eine Hubschrauberstaffel im Vordergrund eines (feststehenden) Hintergrundbildes aus VistaPro langsam aufstieg und dann mit affenartiger Geschwindigkeit in das Bild fliegt, kleiner wird und schließlich verschwindet - Geschwindigkeit ca. 25 Bilder/s. Die Qualität der Bilder (Echtfarbgrafik), sowie die wahnsinnige Ge- schwindigkeit und der absolut ruckfreie Ablauf haben mich als Grafik-Fan nachhaltig beeindruckt. Und das Beste ist, daß das alles mit einem aufgerüsteten Amiga machbar ist - auch mit einem 1000er. Bereits ohne AA-Chipset ist der Amiga zu Leistungen fähig, bei deren Anblick jeder PC zu Asche zerfallen müßte. Die DCTV-Grafikkarte war auf der Messe bereits für unter 800,- DM er- hältlich. Apropos Grafikkarte. Auch eine andere Grafikkarte wurde sehr "günstig" angeboten, und das war die seit Monaten stark beworbene Domino-Karte von X-Pert. Die Karte wurde meistenorts für 400,- DM verschleudert- nach den durchweg negativen Tests in allen relevanten Amiga-Magazinen und nachdem nun wohl allgemein bekannt sein dürfte, daß es sich nur um eine notdürftig angepaßte S-VGA-Karte handelt, ist dieser Preisverfall durch- aus verständlich. X-Pert kündigte auch prompt eine neue Grafik-Karte im Low-Price-Sektor an- mit der Merlin für 600,- DM will die Firma ver- lorenes Vertrauen wieder zurückgewinnen. Mal sehen, ob es gelingt. Nachdem Gerd auch noch sein Wechselplattenmedium ergattert hatte, hatte er wohl immer noch zuviel Geld in der Tasche. Bei Maxon wechselte also noch ein C++-Entwicklersystem für 5 Hunnis den Besitzer. Als wir so schwer bepackt durch die Gänge marschierten, auf der Suche nach einem Sitzplatz und etwas Ruhe, passierte es dann doch: Im Vorüber- gehen fiel mir an einem Stand diese quietschrosa Verpackung mit der Aufschrift "VistaPro2.0" ins Auge. Beruhigt darüber, daß ich sowieso nicht genug Geld dabei hatte, wollte ich meinen Weg schon fortsetzen, als das Verhängnis, in Gestalt von Gerd Frank mir anbot, mir 200,- DM zu leihen. Nachdem ich mich zwei Sekunden - oder waren es drei ? - stand- haft dagegen gewehrt hatte, Geld aufgedrängt zu bekommen, riß ich ihm schließlich die Hunnis aus der Hand und hechelte zum Software-Stand zurück, um das Geld möglichst schnell loszuwerden (Kaufrauschsyndrom). Von dem restlichen Geld, das nicht mir gehörte, kaufte ich dann noch günstig (8,- DM) eine Zehnerpackung Markendisketten, die neue Ausgabe der AmigaPlus (1/93), sowie zwei Würstchen mit Brötchen und Cola (die mich mehr gekostet haben als die Disketten). Um 15 Uhr haben wir uns dann bei Mainhattan Data mit André Voget ge- troffen, der die etwas über 100 km von Dernbach bis Frankfurt tatsächlich unbeschadet überstanden hatte- und das obwohl sein Führerschein noch keine Woche alt war. Premiere: Zum ersten Mal standen sich Gerd Frank und André Voget Auge-in-Auge gegenüber. Meine Beschreibung von André, die ich Gerd kurz vorher gegeben hatte, war wohl etwas ungenau ("So schlimm sieht er ja auch nicht aus !": O-Ton Gerd). Man sollte noch erwähnen, daß wir insgesamt mehrfach am Commodore-Stand vorbeigekommen waren. Hier waren der neue 4000er, der A1200 und der A600 (ist er nicht süß, der Kleine ?!) zu bewundern. An einem der laufenden 4000er war Jim Sachs (Amiga-Computer-Künstler der ersten Stunde) gerade dabei, auf diesem wahnsinnig geilen Computer ein wahnsinnig geiles Bild mit einem wahnsinnig geilen Programm zu malen. Nach einigen vergeblichen Versuchen, konnten wir schließlich ausmachen, was das für ein Programm war, das DPaintIV wie den letzten Blindgänger aussehen läßt - Brilliance heißt es, ist von Digital Creations (die Firma , die DCTV gebaut hat) und war in einer speziellen Version nur für Jim Sachs zu sehen. Mal abgesehen davon, daß Jim ein absoluter Profi in Sachen "Malen auf dem Amiga" ist, kann man sich die Bedienung eines Mal- programmes wohl kaum besser vorstellen - einfach "intuitiv". Wenn das Programm auf den Markt kommt, schmeiß ich mein DPaint IV in den Klo ! Allein wegen dieses Programms mußten wir mehrmals am Commodore-Stand vor- beigehen - Gerd wollte es unbedingt nochmal sehen. Beeindruckend waren in diesem Zusammenhang natürlich auch die Farben- pracht und Geschwindigkeit des A4000 - blitzschnelles und stufenloses Scrolling der 8-Bitplane-Grafik mit dem Mauszeiger war kein Problem ! Zum Thema "Spiele" fällt mir eigentlich nix ein...Halt, doch ! Auf dem Stand von Rushware war die Amiga 1200 (!!)-Version von Wing- Commander nicht nur zu sehen, sondern auch zu spielen ! Vom Grafikspeed her, ist der A1200 jedenfalls die beste Spielemaschine überhaupt- WingCommander kann das mit seinen lächerlichen 16 Farben leider nicht würdigen. Aber ich denke, daß in Zukunft noch bessere Spiele auf den Markt kommen, die die Fähigkeiten der neuen Amigas besser ausnutzen. Was gabs sonst noch ? Den üblichen, teueren Messefraß habe ich ja schon erwähnt. Einen Messeinformationsstand gabs diesmal auch. Ein Flugsimulator war aufgebaut (da war ich allerdings nicht drin), ebenso ein anderer Allround-Simulator mit Hydraulik und diversen Programmen. Die kostenlosen Seminare fanden teilweise in der Messehalle statt, was sich sicherlich nicht besonders positiv auf die akustische Verständlich- keit der Vorträge ausgewirkt hat- allerdings muß man anmerken, daß es diesmal nicht so laut und hektisch zuging, wie letztes Jahr in Köln. Auch die Verschmutzung des Fußbodens hielt sich in Grenzen. Apropos "Verschmutzung"...einige Mitglieder von Szene und Pseudoszene hielten es anscheinend mal wieder für nötig, die Luft mit den Lösungsmitteln aus Farbspraydosen zu verpesten und ihre Logos und Sprüche auf die Wände zu sprühen...Gedankenlosigkeit par excellence- die Umwelt dankt ab. Das Alter der "Täter" legt aber nahe, daß sie die Auswirkungen ihrer Taten noch am eigenen Leib miterleben werden...schwacher Trost ! Doch nun zu einem erfreulicheren Punkt: Die Messehostessen werden an- scheinend jedes Jahr besser ! Wer da teilweise hinter den Verkaufstheken und an den Ständen präsentierte, war schon fast nicht mehr normal. Wow ! Schade, daß die meisten Messebesucher entweder zu jung waren, oder zu anderweitig beschäftigt, um diese Tatsache zu würdigen... Insgesamt kann ich die Messe- von meinem Standpunkt aus- positiv bewerten. Vor allem Randall Walter war der Meinung, als er abends, kurz vor 18 Uhr wieder mit uns zusammentraf. Er hatte einige einmalige Schnäppchen ge- macht und Geschäftsbeziehungen zu diversen Hardware-Anbietern geknüpft, die sich wohl auch positiv auf die Hardware-Ecke der IG A1000 auswirken werden. Jürgen Meister hatte soviel Geld gespart, wie ich in einem halben Jahr nicht verdiene und soviel Geld ausgegeben, daß ich davon ein Jahr leben könnte, Bernd Rische hatte ein Modem gekauft, ich hatte 200 DM Schulden bei Gerd - kurzum: Alle waren zufrieden. Und nach der Messe ? Sind wir Essen gegangen (mir hing der Magen irgendwo unterhalb der Kniekehlen). Irgendwo in einer Kneipe in Neu-Isenburg - gut, aber etwas teuer. Jürgen hat bezahlt - ein Hoch auf den Spender ! Tja, das war mal wieder mein alligatorischer Messebericht. Wäre übrigens nett, wenn bei der nächsten Messe auch mal andere Leute den Bericht... okayokay...war ja nur so´n Gedanke ! Tschüß, bis zur nächsten WoC sagt Jörg Herz