@OZ115ruby.font @ZS1 Amiga-Zukunft @ZS0 <> @NS From Usenet, Sunday September 13, 1992 ... -------------------------------------------- Newsgroups: <<...>> Thema: Commodore bespricht zukünftige Amiga-Modelle Datum: 13. September 1992 16:18:33 GMT Organisation: Brock University, St. Catharines Ontario << Anmerkung des Verfassers über die Verbreitung im Usenet. Für deutsche Leser uninteressant.>> --- Wow ! Ich bin eben vom zweiten Tag der World of Commodore in Pasadena zurückgekommen, und heute war es eindeutig beeindruckender als gestern ! Der eindeutige Höhepunkt des Tages (selbst wenn man die Anwesen- heit von Kiki Stockhammer und anderen Berühmtheiten einbezieht :) war Louis Eggebrechts (Vizepräsident der technischen Abteilung von Commodore) Grundsatzrede. Die Rede konzentrierte sich auf die technischen Aspekte von Commodore. Es gibt etwa ein Dutzend Arbeitsgruppen bei Commodore, die sich mit der technischen Seite des Amiga beschäftigen. Darunter die VLSI-Gruppe (die Größte, glaube ich), die System-Gruppe, die System-Architektur-Gruppe (das Gebiet von Eggebrecht), CATS (Commodore-Amiga-Technical-Support), die Fertigungsgruppe (Eggebrecht erwähnte, daß einige Formen für Plastikteile länger gebraucht hätten, als die Hardware-Entwicklungsstufe des Amiga), sowie die product assurance group. Alles in allem zählen sie über 200 Leute. Aber jetzt zum interessanten Teil der Rede. Die Rede wurde von einer Präsentation auf einem Amiga 4000 mit AmigaVisionPro (AmigaVision3.0) begleitet und die Darstellungsgeschwindigkeit war beträchtlich schnell. Es sah aus, wie eine 8-Bit-Darstellung in ziemlich hoher Auflösung. Eggebrecht sprach zuerst über die verbesserten Chip-Design-Möglich- keiten, die sich dadurch ergeben, daß Commodore seine Chipdesigns jetzt anderswo herstellen lassen kann. Er erwähnte Namen wie HP und VLSI. Zum Beispiel wird der LISA-Chip, der im AA-Chipset den Denise ersetzt, von drei verschiedenen Firmen bezogen. Er erklärte, daß diese Vorgehensweise verschiedene Vorteile hätte, so sind die neuen Chips z.B. in CMOS herge- stellt, statt in NMOS und neue Chipdesigns können schneller ausgetestet werden. Es scheint so, daß der einzige Zweck, zu dem die CSG (Commodore- Halbleiter-Gruppe ??) noch existiert, die Herstellung von 6-Micron-Teilen für den C64 ist, die in Europa noch zu 700000 Stück pro Jahr verkauft werden. Das hat mich echt überrascht. Eggebrecht, der vorher bei IBM als Hardware-Techniker gearbeitet hat, bevor er zu Commodore kam, präsentierte die zukünftigen Hardware-Ziele von Commodore als nächstes: Als erstes nannte er ein "low-end"-Chipset, das aus zwei Chips mit je ca. 100000 Transistoren bestehen soll. Zum Vergleich: das ECS besitzt ca. 60000, das AA-Chipset ca. 80000 Transistoren auf einem Chip. Es würde 32-Bit-DRAM adressieren können und eine Pixel-Taktrate von 57 MHz aufweisen. Es wäre sehr stark kompatibel zum ECS und AA-Chipset. Eggebrecht erklärte, daß sehr großen Wert auf die Abwärtskompatibilität der Low-End-Chips gelegt werde. Man könnte eine 4 MByte-Floppy anschließen (Eggebrecht sagte "four MegaBIT, aber ich denke, er meinte "MegaBYTE" !), die Chips würden 32-Bit- Prozessoren unterstützen. Die Speicherbandbreite würde achtmal größer sein, als momentan, mit 72 Hz Bildwiederholfrequenz in einigen Modi. Er sagte, es wäre "einfach" die Blitter-Leistung zu verdoppeln und einen 800x600 Modus mit 8 Bit und 72 Hz darzustellen. Das Low-End-Chipset würde 16-Bit Farbtiefe unterstützen, also 65536 Farben auf einmal und einen FIFO (first-in-first-out)-seriellen Port. Das FIFO- Prinzip soll eine Menge Probleme lösen, die momentan noch mit dem seriellen Port auftreten. Ich würde mich jedenfalls nicht beschweren, wenn ich das "Low-End"-Zeug jetzt schon hätte :). Jetzt, so fuhr Eggebrecht fort, laßt uns über die tatsächlich aufregenden Sachen reden -- das High-End-Chipset ! Das High-End-Chipset soll aus 4 Chips bestehen, mit insgesamt 750000 bis zu 1 Million Transistoren. Es könnte entweder 32-Bit-RAM, oder 64-Bit-VRAM benutzen, was einen ungeheueren Leistungsschub bedeuten würde. Es würde eine frei wählbare Pixel-Taktrate von 57MHz bis 114 MHz haben. Zum Vergleich: die momentane Taktrate ist 28 MHz (AA-Chipset). Lassen Sie mich hier etwas abschweifen: Commodores neue Philosophie bei der System-Architektur ist es, Untersysteme Takt-asynchron zu gestalten, so daß jeder Systemteil bei seiner optimalen Taktfrequenz laufen kann, unabhängig von den anderen Systemteilen. Die Entkopplung des Taktes der Grafikchips vom Prozessortakt ist ein solches Beispiel. Zukünftige Prozessoren werden ebenso unabhängig vom Systemtakt arbeiten können. Zurück zum neuen Chipset: Es wird auf jeden Fall auch Chunk-Modes enthalten, ohne dabei aber seinen Bitplane-Aufbau zu verlieren. Es würde CD-ROM in Form einer wirklich schnellen, seriellen Verbindung unterstützen, wobei Grafik und Sound in Echtzeit dargestellt werden. Es würde einen Videodigitizer eingebaut haben (Digitalisier-Rate noch unbekannt) und eingebaute screen promotion. Es würde Bildschirmformate von 1000x1000 unterstützen (ich weiß nicht, ob das eine Vorgabe ist oder nicht). Es würde 8 Kanäle mit 16Bit-Sound bei 100KHz Samplingrate besitzen (hört sich gigantisch an, nicht wahr ?). All das würde on-demand-DMA unterstützen - was wohl heißen soll, daß man nicht an bestimmte DMA-Kanäle nur für bestimmte Teile gebunden ist. Es wäre abwärtskompatibel zum ECS und AA-Chipset, obwohl Eggebrecht es nicht so ausdrücklich betonte. Die Leistung würde der 12 bis 20-fachen Bandbreite der momentanen Chips entsprechen. Es würde einen 32-Bit-Blitter geben, mit der 8-fachen Leistung des aktuellen Modells. Das System wäre fähig, einen Blitter für _jedes_ Bitplane zu bieten ! Es wird 24-Bit-Echtfarbgrafik darstellen können ( jawoll, wo bleibt mein 48-Bit-Display ?). Es wird irgendeine Art von fortgeschrittener Datenkompression/dekompression eingebaut sein, die ver- schiedene Datentypen behandeln kann. Ich denke, er meinte MPEG und JPEG. Was sonst ? Die Genlockfähigkeiten würden weiter verbessert (keine Einzel- heiten). Das System wird modular aufgebaut sein, so daß man spätere Chip- sets nachrüsten kann. Die vorgegebene Bildwiederholrate soll bei 72 Hz liegen, mit der Möglichkeit bis zu 100 Hz darzustellen. Der Prozessorslot soll 32-Bit breit sein und prozessorunabhängig. Er erwähnte RISC-Prozessoren, ging aber nicht näher darauf ein. Wow, kann ich bis jetzt nur sagen, aber er war noch nicht fertig ! Eggebrecht kam als nächstes auf die bevorstehenden Produkte zu sprechen. Das AA-Chipset wird in alle kommenden Amigas eingebaut werden. Alle zukünftigen Amigas werden modular aufgebaut sein, mit der Möglichkeit, Dinge wie RISC-Prozessoren (er hat es schon wieder erwähnt !) nachzurüsten. Commodore hat gemerkt, daß sie sich in der Vergangenheit vom Stand der Technik entfernt hatten, und nicht mehr mithalten konnten. Nicht so in Zukunft -- Commodore will mit der Industrie Schritt halten, was bedeutet, so Eggebrecht, sie werden 100MHz-Prozessoren einsetzen, sobald diese erhältlich sind. Commodore wird in Zukunft nicht mehr "kleckern", sondern "klotzen". DSP-Unterstützung wird kommen. 32-Bit-SCSI-II kommt im Januar 1993 und könnte in zukünftige Motherboards eingebaut werden. CDTV wird mit der Amiga-Linie verschmelzen. Mit MPEG wird Voll-Bild-Video- Animation möglich sein. CDTV wird kostengünstiger produziert und verbessert werden. Eggebrecht sagte in unmißverständlichen Worten, daß Commodore immer noch denkt, daß CDTV eines ihrer wichtigsten Projekte darstellt. Die Software wird verbessert werden, um all dem Rechnung zu tragen. Wo wir gerade bei Software sind: Eggebrecht erwähnte ebenfalls die neuen Betriebssystemversionen, die herauskommen werden. Er erklärte, daß Kompatibilität und Stabilität zwei der hervorragenden Ziele bei der Erstellung der neuen Versione sind. Außerdem ist "Retargetability" <> gefordert. Beispielsweise hat OS3.0 alle Fähigkeiten von 2.1 plus Unterstützung des AA-Chipsets und der Multimediafähigkeiten. 3.1 wird zusätzlich API-Netzwerk-Unterstützung bringen. Ich habe Allen Havemose danach gefragt, und er hat angedeutet, daß die TCP/IP-Software nicht auf den Markt kommt und stattdessen in das neue Betriebssytem integriert wird. 3.1 wird außerdem gemeinsame Nutzung von Daten oder Hardware durch verschiedene Terminals zulassen. Ich habe Allen nach "resource tracking" gefragt, und er meinte, "nicht in der nächsten Version" (also 4.0), "aber in einer der folgenden." Ich war ziemlich überrascht und hoffe, daß ich mich da verhört habe ! Zu der Frage, wann uns diese Dinge ins Haus stehen, meinte Egge- brecht, daß sie "close to working silicon"*) wären, aber noch keine Termine nennen würden. Er sagte auch nicht viel über die Veröffentlichungstermine der neuen OS-Versionen. Eggebrecht und Jim Dionne sagten in sehr bestimmtem Ton, daß die alten Amigas (A500, A2000, A3000) nicht mit dem neuen AA-Chipset nachgerüstet werden können. Eggebrecht gab einige technische Gründe dafür an. Sie waren u.a.: SMD-Design der neuen Chips, um kapazitive Nebeneffekte bei hohen Taktraten zu verringern, 32-Bit-Zugriff auf den Speicher und die fehlende Eignung des momentanen Chipmemorys für die AA-Chips. Allerdings meinte Dionne, "etwa eine Million Leute" hätten ihn schon nach einer Aufrüstmöglichkeit gefragt, und es würde möglicherweise eine geben. Die folgende Frage-Stunde war bei weitem nicht so interessant wie die Rede, weil eine Menge Leute anfingen, uninteressante Fragen zu stellen, wie etwa "Warum forciert Commodore nicht den Einsatz von C-64 und C-128 in Schulen ?" oder "Wird die Produktion des C-64 oder C-128 eingestellt ?" etc. etc.. Es war ziemlich ärgerlich, vor allem weil wir nicht dazu kamen, die wirklich wichtigen Fragen zuerst zu stellen. So, alles was ich dazu sagen kann ist wohl: Weiter so, Commodore ! Ihr habt macht großartige Sachen und ich hoffe, Ihr bremst Eure Bemühungen in Zukunft nicht mehr so plötzlich, wie in der Vergangenheit. Ich denke, ich werde mir schwer überlegen, ob ich nicht doch zum A4000 aufsteige, oder welchen Computer Commodore in Zukunft auch immer auf den Markt bringt. -- Andre (...) <>