Bericht vom 2. Computermeeting in Köln/Kalk von Jörg Herz Am 13. und 14. März fand im Bürgerhaus in Kalk das 2. Computermeeting statt. Während André Voget und Thomas Hartmann schon beim ersten Mal dabei waren, war es für mich eine Premiere. Nachdem wir Thomas in Waldesch aufgelesen hatten, machten wir uns in meinem Golf auf in Richtung Köln - beladen mit einem A1000, einem A1200, zwei Monitoren, einer HD und diversen anderen "Kleinigkeiten". Als wir das Bürgerhaus in Kalk schließlich gefunden hatten - nach insgesamt über zwei Stunden Fahrt und trotz Andrés fantastischer "Ortskenntnis" (Zitat: "Immer mir nach !") - ging es erstmal daran, die Geräte vom Parkplatz bis ins Bürgerhaus (2. Stock) zu schleppen. Man glaubt kaum, welches Gewicht ein läppischer 1081-Monitor auf 300 Meter Fußweg entwickeln kann ! Auch mein guter Tausender schien plötzlich ein Bleige- häuse zu besitzen. Nach dreimal hin- und herlaufen war die Sache dann endlich erledigt und die Geräte verstaut. Als "Präsentatoren" bekamen wir auch einen grünen Button, damit wir uns vom "gemeinen Publikum" unterschieden ("VIP-Button", wie André ihn taufte). Erstaunt stellten wir fest, daß wir, trotz unserer verzögerten Fahrt, offen- sichtlich noch zu den ersten gehörten, die ihre Computer aufbauten. Routiniert, wie man als alter Computeruser nun mal ist, waren die Compis auch schnell aufgestellt und zu meiner großen Überraschung nahm auch mein Monitor ohne Zögern seine Arbeit auf. Als erstes wurde mal die neue ForumAmiga kopiert, die ich freitags noch von Peter Händel bekommen hatte. André hatte sich vorgenommen, die in LOOK noch vorhandenen Bugs zu beseitigen, sowie die Möglichkeit der Verwendung von ANSI-Features durch LOOK-Befehle einzubauen, während ich an einer Um- gestaltung des Disk-Mags arbeiten wollte. Aber zuerst mußte natürlich die neue Forum-Ausgabe gelesen werden. In der Zwischenzeit füllten sich die Tische im 2. Stock mit den Computern der programmierenden Amiga-Szene. Im ersten Stock, im großen Saal hatten zwei Software-Händler Position be- zogen, die aber ziemlich überflüssig waren, da sie fast ausschließlich DOSen-Soft anboten und deshalb auch im Laufe des Tages ziemlich frustriert wurden - es war nämlich keine einzige DOSe anwesend: Amiga only ! Karl Bihlmeier (Zeichner von "Herrmann, der User") hatte hier ebenfalls seinen Stand und in einer Stunde mehr zu tun, als die Softwarehändler den ganzen Tag. Während im großen Saal die Programmierer Schwätzchen hielten, Demos ab- liefen und FD-Soft kopiert wurde, fanden im kleinen Saal des Bürgerhauses Seminare statt. Folgende Seminare standen am ersten Tag auf dem Programm: 12.00 Uhr: Programmiertechniken in Assembler von Peter Simons 14.00 Uhr: Comiczeichnen auf dem Computer von Karl Bihlmeier 16.00 Uhr: TEX und TPP von Martin Steppler 17.00 Uhr: UMS - Universal Message System von Martin Horneffer Während André das Seminar von Peter Simons besuchte, traf ich Alain Declercq (Das ist der Belgier von A&M mit markanten Schreibstil - ich kann Euch ver- raten, daß seine Sprache nicht weniger interessant ist !). Wir unterhielten uns über LOOK, das neuerdings auch von A&M für ihr A&M-Info benutzt wird. Georg Windisch hatte seinen 4000er mitgebracht ("Turbo-Igel")- einer von vielen A4000, die im Laufe des Vormittags noch auftauchen sollten. Freundlicherweise konnten wir uns auch eine Kopie vom neuesten A&M-Info ziehen. Neben uns hatten in der Zwischenzeit auch ein paar Leute von "Stargazer" ihren Platz aufgeschlagen, die sich großzügig mit Kuchen und Haribo-Gummi eingedeckt hatten. Während auf der großen Filmleinwand mal wieder "Odyssey" lief, hatte sich der Saal fast unbemerkt von uns gefüllt. Die Software-Händler waren zwar immer noch ziemlich einsam, dafür war auf der Programmierer-"Tribüne" fast jeder Platz von einem Computer belegt - ausschließlich Amiga natürlich. Im großen und ganzen kann man sagen: etwa drei viertel der Amiga waren 3000er oder 4000er, einige wenige 2000er waren zu sehen, zwei oder drei 500er und zwei oder drei 1200er und: _EIN_ AMIGA 1000 (nämlich meiner !) :-). Auch ein wenig Publikum hatte sich eingefunden, darunter auch einige Kids, die aber regelmäßig schnell wieder verschwanden, wenn man das Game aus dem Laufwerk nahm. Thomas und André waren gerade dabei, irgendwo etwas zu Essen aufzutreiben, als ich mich dazu aufraffte, das neue Scriptfile für diese Ausgabe des Diskmags zu schreiben. Als sie nach geraumer Zeit wiederkamen, war ich immer noch nicht fertig. Ich kam einfach nicht mit dem Titelbrush zurande (war wohl nicht meine kreative Phase). Gestärkt mit einer Thunfischpizza, aufgeputscht von zwei Flaschen Cola und ein wenig klüger durch die Er- kenntnis, daß man Pizza mit Salami nicht falten sollte, machte ich mich dann daran, den elenden Brush mit DPaint zu malen - natürlich im OS2.0-Stil. Als ich entnervt aufgeben und DPaint wieder verlassen wollte, bemerkte ich, daß ich von jemandem aufmerksam beobachtet worden war. Er stellte sich als "Kössi" vor und fragte, ob er die neue Version seines Programmes an meinem Rechner ausprobieren könne, weil "wenns auf der Maschine läuft, dann läuft es überall". Das war mir natürlich nur recht, schließlich war ich neugierig, was er da anschleppen würde. Es stellte sich dann raus, daß "Kössi" Bernd Kösling war, und bei dem "Programm" handelte es sich um die Version 1.08f des "IconAuthor" und um "Hyper", den Amiga-Guide-Ersatz. Die anschließende Demonstration der Fähigkeiten von IconAuthor beeindruckte mich derart, daß ich ihm die Shareware sofort auf den Tisch blätterte. Nicht weniger beeindruckend waren allerdings einige Abstürze mit dem 8...3 - Guru, die auf dem 3000er von Kössi nicht aufgetreten waren, und die hauptsächlich beim Verlassen des Programms mit dem Schließ-Gadget des Fensters auftraten. Da der Autor ja glücklicherweise anwesend war, wurden die Fehler sofort behoben und ich konnte eine verbesserte Version in Empfang nehmen - nebst einer Demo-Version für Gerd Frank. André vertrieb sich indessen die Zeit mit Käfersuche in seinem Programmcode zu LOOK. Die Erkenntnis, daß mein Auto seit einigen Stunden ohne gültigen Parkschein auf dem Parkplatz stand, veranlaßte mich zu einem Sprint zum Auto, wo ich feststellte, daß mein Auto noch vorhanden war, also keine Gefahr für die Rückfahrt bestand. Zurück im Bürgerhaus, an meinem 1000er sitzend, hatte ich dann eine Begegnung der dritten Art: Während ich damit beschäftigt war, jemandem meine Modules von der Festplatte zu kopieren, ertönte plötzlich hinter mir eine Stimme, die in etwa folgendes sagte: "Schau mal, ein Amiga 1000. So einen hab ich auch noch." Das Bemerkenswerte daran war nicht das Statement selbst, sondern die Person, die es abgab: Eine FRAU (Definition: Mensch weiblichen Geschlechts). Womit meine Verblüffung erklärt sein dürfte. Ich besitze meinen 1000er seit über sechs Jahren, aber außer von der "legendären" Angela Schmidt habe ich noch von keiner weiteren Frau gehört, die heute noch einen Amiga 1000 be- sitzt. Meine Verwunderung stieg noch, als sie meinen 1000er (wohl aufgrund des SCSI-Kabels) eindeutig als Phoenix-1000er identifizierte und bemerkte, sie hätte auch ein Phoenixboard in ihrem A1000. War sie es oder war sie es nicht ? André war jedenfalls ziemlich enttäuscht, weil er die Sache nicht mitbekommen hatte. Er war gerade sehr beschäftigt. Vielleicht wars auch nur eine Fata Morgana (zuviel Coke und Röntgenstrahlung). Hier noch einige weitere Reaktionen auf meinen 1000er: Es gibt anscheinend tatsächlich Leute, die glauben, der 500er wäre der Anfang der Amiga-Serie. Anders kann ich mir nicht erklären, daß jemand meinen A1000 begutachtete und dann fragte: "Was ist das denn für ein Amiga ?". Wiederum andere hielten meine externe Festplatte für das Sidecar (eine Beleidigung für meine Festplatte) oder wollten mir weismachen, ein A500-Diskettenlaufwerk ließe sich beim besten Willen nicht in den 1000er einbauen. Die Softwarehändler hatten in der Zwischenzeit abgebaut und der 1. Stock wurde frei. Die Aufforderung der Veranstalter, die Computeranlagen doch bitte in den großen Saal zu schaffen und dort aufzubauen, stieß ersteinmal auf wenig Gegenliebe. Schließlich hatten alle ihre Anlagen morgens mit Mühe in den zweiten Stock geschafft und sahen es nicht ein, schon wieder umzuziehen. Im großen Saal war auch ein A2000 mit zwei 44-MB-Syquest-Wechselplatten und vier Medien aufgestellt worden, von dem man FD-Software saugen konnte. Leider waren ausgerechnet die für mich interessanten Sachen, nämlich die Fish-Disks von 780 bis 810, im DMS-Format gepackt - das einzige Format für das ich keinen Entpacker besitze ! Glücklicherweise hatte Kössi die von mir gesuchten Disks dabei - ungepackt. Meine restlichen Disketten habe ich dann mit Eric-Schwartz-Animationen gefüllt, die ebenfalls megabyte-weise auf den Syquest-Medien herumlagen. Zwischendurch wurde auch ein Foto gemacht. Ein Fotograf vom Kölner Stadt- anzeiger hatte sich vorgenommen, uns in die Zeitung zu bringen. Hiermit ein Aufruf an alle Kölner und die in der Nähe wohnen: Wer kann mir die Ausgabe des Kölner Stadtanzeigers mit dem Foto besorgen ? Während des Tages war mir auf vielen der anderen Rechner (hauptsächlich auf den 4000ern) ein hübscher Screenblanker aufgefallen: SwarmIII. Den habe ich dann auch auf einer der Platten entdeckt und gleich eingesackt. Stefan Becker (Programmierer des Tool-Managers) war auch anwesend und brachte Updates von "DICE" unter das - registrierte - Volk. Etwa um halb elf Uhr abends haben wird dann unsere Sachen wieder zusammen- gepackt und ans Auto geschleppt. Wir hätten natürlich auch über Nacht dort- bleiben und am nächsten Tag weitermachen können, allerdings wären wir dann garantiert nicht gesund nach Hause gekommen. Mein ganz persönliches Fazit vom 2. Computermeeting in Kalk: Viele Programmierer (ich habe den Eindruck, ich war der einzige dort, der keine Programmiersprache beherrscht), viele High-End-Maschinen (bei einem 4000er, der gerade eine HAM8-Animation in High-Res ruckfrei auf einem NEC 4FG abspielt, können einem schon die Tränen kommen), wenige 1000er-User, jede Menge PD-Soft, bekannte Programmierer mit unbekannten Gesichtern, Updates ohne Ende, einige Kids (Gott-sei-Dank nicht allzuviele), Multisyncs und 1081er, Workbenches die aussehen, als wäre gerade ein Malprogramm ge- startet worden, ein A500 der aussieht wie eine Schalttafel und ein ziemlich alberner LOOK-Programmierer, der sich nebenbei ein Update von "DICE" unter den Nagel reißt (abgesehen von Australien und Asien - welch ein Desaster !) ^ Insiderwitz------------------------| Jörg Herz P.S.: Ich hätte es nie für möglich gehalten, daß man nach einem Computer- Meeting Muskelkater haben kann. Ebenso unbegreiflich ist mir, daß sich jemand eine halbe Stunde Gedanken über einen Witz machen kann, den er nicht verstanden hat. ;-)