@ZS1 @TA2 MaxonWORD 1.1 @ZS0 Erfahrungsbericht von Jörg Herz @TA0 Seit einigen Monaten bin ich mit der Erstellung meiner Diplomarbeit beschäftigt. Also stellte sich mir die Frage: Welche Textverarbeitung solls denn sein ? Am liebsten wäre mir natürlich eine gewesen, die alles kann, also inklusive Formeleditor, Tabelleneinbindung, Fußnoten, automatische Inhaltsverzeichniserstellung, flexible Seitennummerierung und was man so für "wissenschaftliche" Arbeiten sonst noch benötigt. Ein Blick auf das Angebot auf dem Amiga-Textverarbeitungssektor hat mich dann doch ernüchtert: Der Alleskönner entsprechend "Word" oder "WordPerfect" ist hier noch lange nicht in Sicht. Kurzfristig spielte ich mit dem Gedanken, mir einen Mac als Arbeitstier zuzulegen, aber die Folgekosten haben mich dann doch wieder zur Vernunft gebracht. Also habe ich alle Textverarbeitungen auf dem Amiga auf ihre Verwendbarkeit für meine Zwecke gecheckt. FinalCopy fiel als erstes aus der Wahl: Keine Fußnotenverwaltung, eher ein Programm zum Briefeschreiben. AmiWrite lag in dieser Disziplin schon besser, war aber immer noch nicht das Optimale, vor allem weil bekannt wurde, daß AmiWrite nicht mehr weiterentwickelt werden soll. Anfang November erschien dann, quasi als Silberstreif am Horizont MaxonWORD in der garantiert endgültigen Version 1.1 und war auch auf der Messe für 222,- DM zu kaufen. Also habe ich, trotz der heftigen Warnungen von Gerd vor Maxon-Produkten, zugeschlagen. Es folgen meine Erfahrungen, die ich während der Erstellung meiner etwa 170-Seiten-Diplomarbeit mit diesem Programm gesammelt habe. @NS Installation Da MaxonWORD mindestens 2 MByte Speicher benötigt, konnte ich es nicht auf meiner Festplatte installieren, da diese nicht mit meinem Turboboard zusammenarbeitet (worauf sich meine Speichererweiterung befindet). Also habe ich MaxonWORD auf eine HD-Diskette installiert. Und siehe da, inklusive Workbench 2.1 (ohne Lokalisierung und CrossDOS) und MaxonWORD sind noch 300 KByte auf der Diskette frei. Die Fonts konnte ich natürlich auch nicht auf der Bootdiskette installieren. Die Installation geht einfach, da der Commodore-Installer benutzt wird. Arbeitsumgebung Meine MaxonWORD-Arbeitsumgebung sieht jetzt folgendermaßen aus: Workbench 2.1 und MaxonWORD auf HD-Disk DD-Fontsdiskette DD-Textdiskette Das alles läuft mit 2 MByte ChipRAM (Phoenix) und 6 MByte 32-Bit-RAM (Golem) auf einem 14-MHz-68030 mit 33 MHz-68882 (wobei der CoPro überflüssig ist, da er von MaxonWORD eh nicht unterstützt wird). Als Screen läuft bei mir ein HiRes-NonInterlaced-Screen mit 4 Farben. MaxonWORD wird als Fenster auf dem Workbench-Screen dargestellt, es besteht auch die Möglichkeit einen eigenen Screen aufzumachen, mit soviel Farben, wie die Chips es hergeben. Im Voreinstellungsfenster darf neben dem ScreenMode auch die tatsächliche Bildschirmgröße eingegeben werden. Dazu muß man den Monitor ausmessen. MaxonWORD errechnet aus den Angaben und der Bildschirmauflösung die WYSIWYG-Darstellung der Seiten - bequemer gehts nicht ! Und hier hat man sich echt Mühe gegeben. Selbst bei meiner niedrigen Auflösung kann man bei Auswahl der 100%-Darstellung in den meisten Fällen noch deutlich Textfluß, fette, kursive, hoch-und tiefgestellte Wörter und Zeichen erkennen. Abgesehen davon ist sowohl die Textdarstellung als auch das Scrolling und Zoomen (in beliebiger Vergrößerung) beeindruckend schnell. Wenn ich mich daran erinnere, wie sich PageStream bereits bei einer Seite Text abquält ! Wartezeiten, bis die Textverarbeitung nach dem Zoomen den Text aktualisiert hat, sind passé. Selbst nach über 40 Seiten Text konnte ich kaum eine Verlangsamung der Textdarstellung bemerken. Benutzeroberfläche Die meisten MaxonWORD-Funktionen werden über die Pulldown-Menüs abgerufen. Es existieren aber auch die von anderen Textverarbeitungen bekannten Gadgets und ein horizontales Textlineal (das vertikale Lineal ist noch nicht in Betrieb). MaxonWORD öffnet zusätzlich beim Start ein Fenster mit diversen Managern: Dokumentenmanager, Seitenmanager, Farbmanager, Fontmanager, Druckmanager, das Album und der Recycler. Dokumenten- und Seitenmanager bestimmen das Aussehen ihrer jeweiligen Aufgabengebiete (eben des ganzen Dokuments oder einer Seite). Sind die Werte für das Aussehen einer Seite bestimmt worden, so erscheint ein Icon im Seitenmanager, das man dann auf eine beliebige Seite ziehen kann (drag-and-drop), worauf die Seite, unabhängig von ihrem vorherigen Inhalt, das im Seitenmanager bestimmte Format annimmt. Um ein entwickeltes Seiten- oder Dokumentenformat auch in anderen Schriftstücken verwenden zu können, zieht man das Icon ins "Album". Dort werden die Formate auf Diskette (oder HD) gespeichert und können in jedem Dokument verwendet werden. Genial gelöst ist die Fontverwaltung. MaxonWORD verarbeitet sowohl die von der Workbench gebotenen Agfa-Intellifonts, als auch Adobe-Postscript-Schriften. Hat man diese Schriften in unterschiedlichen Verzeichnissen auf seiner Festplatte untergebracht, dann meldet man diese über den Fontmanager an. Der Fontmanager sorgt dann dafür, daß die Schriften nach Familien geordnet und in das Font-Menü von MaxonWORD eingetragen werden. Zusätzlich zu den Pull-Down-Menüs und den Managern existieren noch einige Verbesserungen bei den Gadgets des Textlineals. Alle in MaxonWORD vorkommenden Cycle-Gadgets haben außerdem eine eingebaute Pull-DownFunktion. Außerdem ist es bei MaxonWORD möglich, teilweise sogar notwendig, bei geöffneten Requestern und Managern weiter den Text zu bearbeiten. Features MaxonWORD bietet die üblichen Blockfunktionen. Durch Doppelklick kann ein Wort, durch Dreifachklick eine Zeile und durch vierfachklicken sogar ein Absatz markiert werden. Die Cursorsprung-Funktionen sind leider nicht so vielseitig, außer buchstabenund wortweisen Sprüngen ist hier nichts vor- gesehen. Alle anderen Sprünge müssen mit der Maus ausgeführt werden. Text kann fett, kursiv, unterstrichen oder mit Kapitälchen gedruckt werden. Hoch- und Tiefstellen ist ebenfalls möglich. Alle Textattribute sind mischbar. Hoch- und Tiefstellen ist extrem flexibel: Font, Größe, sowie Abstand des Index von der Grundlinie sind frei einstellbar. Leider vermisse ich eine Funktion, mit der man diese Einstellung abspeichern oder dem entsprechenden Gadget zuteilen kann. Über den Absatz-Editor ist die Einteilung von Tabulatoren (linksbündige, rechtsbündige, zentrierte, dezimale) beliebig möglich. Die Fußnotenfunktion ist ebenfalls sehr flexibel, wurde aber von mir noch nicht ausgereizt. Die Seitennummerierung erfolgt abschnittweise, so daß in einem Dokument verschiedene Arten von Seitennummern (Arabische Zahlen, römische Zahlen, Buchstaben) möglich sind. Kopf- und Fußzeilen sind möglich und komfortabel zu erstellen. Die Suchen-und-Ersetzen-Funktion ist in meiner Version des Programms noch nicht gut ausgebaut. Es funktioniert lediglich ein Suchen und ein Ersetzen, jeweils vorwärts und rückwärts und unter Beachtung von Groß- und Kleinschreibung. "Alles Ersetzen" ist ebensowenig implementiert, wie ein Suchen nach Textattributen (z.B.hoch-oder tiefgestellte Wörter). Der entsprechende Requester weist aber solche Felder auf, sie sind allerdings momentan noch außer Funktion. Import- und Exportfunktionen sind auf ASCII-Texte beschränkt. Alles andere wird angemäkelt. Die eingebaute Trennfunktion ist extrem zuverlässig und baut nur sehr selten Mist. Der Text kann in beliebigen Vergrößerungsstufen angezeigt werden. Die Einbindung von IFF-Bitmap-Grafiken ist möglich. Die Manipulation solcher Grafiken beschränkt sich allerdings auf das Vergrößern und Verkleinern. Text kann frei um Grafiken herumfließen, wobei man sich aussuchen kann, ob der Text um den Grafikrahmen oder um die Grafik selbst herumfließt. Apropos "Rahmen": MaxonWORD arbeitet voll rahmenorientiert, d.h. sowohl Text als auch Grafiken werden in Rahmen dargestellt. Dieses Konzept bemerkt man allerdings erst, wenn man Spaltensatz benötigt, oder Grafiken einbindet. Beides ist mit MaxonWORD in sehr guter Qualität möglich. Die Grafikdarstellung ist allerdings farbverfälscht, da MaxonWORD intern mit der vollen Farbpalette eines Bildes rechnet, auf dem Bildschirm aber nur eine beschränkte Anzahl von Farben anzeigt. In den meisten Fällen genügt die Anzeigequalität allerdings, vor allem, da die Ausdruckqualität vorzüglich ist. Absturzsicherheit Im Vorfeld der Veröffentlichung und auch nach der Veröffentlichung der Version 1.0 wurde viel über die Abstürze von MaxonWORD geredet. Ich kann solche Gerüchte nicht bestätigen. Ich hatte erst einen (!!) Absturz und das Programm wurde bei mir in den letzten zwei Monaten wirklich gequält. Fazit Man hat wahrscheinlich schon gemerkt, daß ich mit MaxonWORD zufrieden bin. Das Programm ist: - schnell - komfortabel - sicher (!) - bietet die meisten der von mir benötigten Funktionen Was fehlt ? Mir fehlt eine ausführlichere Suchen-und-Ersetzen-Funktion. Da der Requester schon dafür ausgelegt ist, denke ich, das das nächste Update eine solche verbesserte Funktion bringen wird. Mir fehlt außerdem ein Formeleditor. Gott-sei-Dank ist gerade ein Formeleditor auf der Markt&Technik-PD-Serie erschienen, dessen Formeln als IFF-Grafiken in Textverarbeitungen eingebunden werden können. Bei der komfortablen Grafikeinbindung von MaxonWORD dürften dann keine Probleme mehr auftreten. Mir fehlt auch eine Möglichkeit, bestimmte Einstellungen zu speichern, damit ich sie bei jedem Text sofort parat habe. In dieser Hinsicht ist MaxonWORD etwas inkonsequent. Noch nicht vorhanden, von mir auch nicht benötigt sind: Rechtschreibhilfe und Thesaurus (beides in meinen Augen extrem überflüssig). J.H. - Textende